Der Workshop “Werkstatt: Neue Leitungen”, ein Projekt von Claudia Possekel und Corinna Köhler aus dem Fachbereich Jugend und Familie, richtet sich an neue Leitungskräfte und soll Impulse und Inspirationen geben, wie Early Excellence in Einrichtungen umgesetzt werden kann.
Zum Besuch lud das Familienzentrum Voltmerstraße und Familienzentrum Hainholzer Hafen im Stadtteil Hannover-Hainholz ein:
Das Familienzentrum Voltmerstraße des Trägers der Stadt Hannover hat 2006 als eine Art „Wohnungskita“ mit mehreren Wohnungen als Räumlichkeiten für Kinder und Familien angefangen. Seit 2012 ist das Zentrum mit eigenem Haus mit großer Außenanlage, Bewegungsraum und viel Platz für insgesamt 100 Kinder von Krippe bis Hort geöffnet.
Bei einem Team von 27 Mitarbeitenden braucht Teamführung Zeit – darauf legen Leitungskraft Denis Müller und Koordinatorin Frederike Baumann viel Wert. Beide begrüßten die Gäste im Familienzentrum Voltmerstraße und gaben Einblicke in die Organisation und Koordination des Teams und der Einrichtung. Denis Müller setzt dabei auf Kommunikation, um Menschen zusammenzubringen, und auch die eigene Haltung immer wieder zu reflektieren und zu stärken.
Ganz im Early Excellence-Sinne haben sowohl der Bedarf der Kinder, als auch der Mitarbeitenden eine gleichwichtige Rolle. Mit regelmäßigem Austausch durch Dienstbesprechungen wird Transparenz im Tun geschaffen. Damit sich keine Schranken bilden, findet ein regelmäßiger pädagogischer Austausch statt.
Sowohl intern in den Gruppen finden sich die Mitarbeitenden zusammen, als auch einmal im Monat das gesamte Team. Ebenso kommt auch das Küchenteam wöchentlich für eine halbe Stunde zusammen. Immer mit dabei – Leitungskraft Denis Müller.
Zu einer Frühbesprechung jeden Morgen wird ein festes Protokoll geführt, das einen Ablaufplan für das gesamte Team darstellt. Dort werden Termine, Beobachtungen, Ausflüge, Betreuungszeiten und Raumbelegungen eingetragen. Dieses vorgegebene Protokoll können alle Mitarbeitenden unabhängig voneinander ausfüllen. Später wird es an alle Teams verteilt, so behalten alle den Überblick.
Das Early Excellence-Beobachtungsverfahren wird von den pädagogischen Fachkräften in den Bereichen selbst organisiert und transparent für Kinder, Eltern und Mitarbeitende gestaltet.
Mit einer großen Wand, Erklärungstafeln und einem gerahmten Bild des beobachteten Kindes der Woche, wird Transparenz für die Eltern geschaffen und jedes Kindes wertgeschätzt. In der Krabbelgruppe wird jedes Kind einmal im Jahr beobachtet. Meist in spontanen Situationen, in denen das Kind eine hohe Engagiertheit zeigt. In den Kita-Bereichen werden vor allem Kinder beobachtet, die vor der Einschulung stehen.
Mit viel Liebe gestaltet, finden sich im ganzen Haus bunte Tafeln und Plakate zu den Pädagogischen Strategien, den Schemata, Bezugsbetreuer*innen, Elternangeboten, Aktionen mit Familien, der Arbeit der Koordinatorin. So können Familien und Kinder visuell nachvollziehen, wie der Alltag im Familienzentrum Voltmerstraße funktioniert. Das Arbeitskonzept der Einrichtung ist sowohl offen, als auch teil-offen: Die vielen Funktionsräumen sind von Kindern und Gruppen flexibel nutzbar. Kinder können sich frei bewegen, wenn sie sich abgemeldet haben und auch andere Gruppen besuchen. Trotzdem hat jedes Kind seine eigene Gruppe, zu der es gehört.
Wie jedes Familienzentrum setzt auch das Familienzentrum Voltmerstraße auf ein vielseitiges und nachhaltiges Elternangebot: Ob Nähkurse, Ausflüge, Sportprogramme – im eigenen Elterncafé können Eltern zusammenkommen, sich austauschen und Angebote wahrnehmen.
Ein Hafen zum Ankommen – nach diesem Motto arbeiten Leitung Vanessa Baum und Koordinatorin Vanessa Szykowny und ihr Team im Familienzentrum Hainholzer Hafen. Der Träger des Familienzentrums ist die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Ortsverband Hannover-Wasserturm.
Mit jeweils zwei Kita-Gruppen und zwei Krippen-Gruppen betreuen die knapp 20 Mitarbeitenden 80 Kinder im Familienzentrum Hainholzer Hafen. Seit 2013 ist Vanessa Baum als Leitung dabei und hat die Entwicklung der Kita-Einrichtung bis zum Familienzentrum im Jahr 2019 begleitet. Die Einrichtung arbeitet sowohl nach Early Excellence, als auch dem Situationsansatz. Leitung Vanesa Baum und Team ist es wichtig, die beiden Ansätze gut miteinander zu verknüpfen. Dabei setzen sie auf Reflexion der Pädagogischen Strategien und Grundsätze aus dem Situationsansatz. Eine transparente und visuelle Sichtbarkeit im ganzen Haus unterstreicht die pädagogische Arbeit mit den Kindern.
Das Early Excellence-Beobachtungsverfahren findet regelmäßig statt wird in Reflexionswochen unter den Kolleg*innen ausgewertet. Oftmals mithilfe von Videos und Gespräche mit den Kindern. Zudem gibt es einmal im Monat einen offenen Stammtisch, das täglich geöffnete Eltern Café und Elternseminare, um Raum für die Bedarfe der Eltern zu schaffen.
Ebenso haben auch die pädagogischen Fachkräfte genügend Zeit für Reflexionsrunden, ob in Dienstbesprechungen oder Supervisionen. Um die Haltung des Early Excellence-Ansatzes und des Situationsansatzes gut umzusetzen, ist die eigene Biographie-Arbeit eine wichtige Grundlage.
Die Einrichtung ist teil-offen: Jedes Kind ist in einer sogenannten „Stammgruppe“, kann sich aber frei in der Einrichtung bewegen und überall spielen. Dabei werden Fachkräfte-Teams immer wieder neu gemischt und die Betreuung der Gruppen getauscht.
Die große Tafel im Foyer des Familienzentrums ist nicht nur für die Mitarbeitenden und Kinder ein Anlaufpunkt, sondern auch für die Eltern und Familien: Ob Frauengruppen, Bewerbungs- & Jobgruppen, Bastel- oder Aktivgruppen- für alle Interessen gibt es passende Angebote. Elterneinbindung hat einen hohen Stellenwert in der Einrichtung, weshalb es auch einmal im Monat einen Elterntisch gibt, bei denen Eltern sich treffen und in den Austausch kommen können. Wenn in die Elternarbeit investiert wird, können auch Kinder bestmöglich gefördert und geschützt werden. Partizipation und Selbstwirksamkeit können nur gelebt werden, wenn alle ihre Rechte kennen und gleichbehandelt werden. Das gilt auch für Kinder.
Kinderrechte sind Grundlage für jede pädagogische Einrichtung. Deswegen legen Vanessa Baum und Vanessa Szykowny viel Wert auf ständige Reflexion des Fachwissens und der Praxis des Teams. Ein gemeinsamer Studientag mit den Mitarbeitenden half dabei, offene Fragen zum Umgang mit Kindern zu klären, Machtverhältnisse zu erkennen und zu reflektieren und eigene Entwicklungsprozesse zu erkennen. Ebenso wurden die Kinder über ihre Rechte aufgeklärt, die auch mit Bildern, Plakaten auf verschiedenen Sprachen gestaltet und in der Einrichtung sichtbar gemacht wurden.