Beim Forum für Familienzentren in Hannover am 25. September 2023 stand die Umsetzung von Kinderrechten in Early Excellence-Einrichtungen im Mittelpunkt. Erstmals wurde das Forum mit Gästen aus dem Programm „Hannoversche Kitas auf dem Weg zur Inklusion“ mitgestaltet.
Gastgeber*innen war das Team des Sachgebiets 51.46 der Landeshauptstadt Hannover. Koordinatorin des Programms Familienzentren Claudia Possekel begrüßte zusammen mit Corinna Köhler, Julia Pauluth, Sarah Hartmann und Frederike Bennts das Publikum. Ebenso die Koordinatorin des Programms „Hannoversche Kitas auf dem Weg zur Inklusion“ Laura Symcek war zum ersten Mal mit dabei.
Gäste und fester Bestandteil des Forums in Hannover sind die Koordinator*innen und Leitungskräfte der Familienzentren, die Fachberater*innen der Träger mit den Themen Early Excellence, Heilpädagog*innen und Leitungskräfte der Kitas auf dem Weg zur Inklusion sowie Vertreter*innen aus den Elterntreffs unterschiedlicher Stadtteile in Hannover.
Zunächst wurde auf das bisherige Jahr 2023 zurückgeschaut, besonders auf den Fachtag am 08. Juni 2023 im HCC Hannover. Nicht nur die drei Vorträge wurden sehr gut aufgenommen, insgesamt war die Teilnahme mit knapp 1000 Personen beachtlich.
Zudem stellte das Sachgebiet die Ergebnisse und Entwicklungen aus dem Sachberichten der Familienzentren vor: Schwerpunkt und Fokus der Auswertung lag auf den jährlichen Bedarfsabfragen in den Familienzentren, da die Bedarfe von Familien in den Stadtteilen die Grundlage für Angebotsplanung und Qualitätsmerkmal der sozialpädagogischen Ausrichtung sind. Hierbei interessant vor allem die Methoden der Bedarfserhebungen.
Julia Lohse und Julia Pauluth arbeiten regelmäßig mit Koordinatorinnen der Familienzentren zu dem Thema Bedarfe erheben, auf Bedarfe reagieren, Methodenkoffer und Impulse für Bedarfserhebung von Familien.
Da es sich im Early Excellence-Ansatz um einen partizipativen, empowernden und systemischen Ansatz handelt, werden durch Formate wie Zukunftswerkstätten, Austauschtreffen, Vernetzungstreffen des Fachbereichs wiederum Pädagogische Fachkräfte, Fachberatungen, Leitungen, Koordinator*innen beteiligt. So kann der Early Excellence-Ansatz noch mehr in den Familienzentren gestärkt und umgesetzt werden.
Zudem freut sich die Stadt Hannover über das 51. Familienzentrum in Hannover: Im neuen Stadtteil Kronsrode August das Familienzentrum „Im Winkel“ des Trägers Maschseekinder.
Laura Symcek begrüßte alle „Kitas auf dem Weg zur Inklusion“. Dabei stellte sie das Programm im Detail vor: Insgesamt nehmen 11 Kitas aus 7 Stadtbezirken an diesem Programm teil.
Das Ziel ist es das Thema Inklusion, insbesondere inklusive pädagogische Handlungssätze, in den Kindertagesstätten im Stadtgebiet Hannover zu implementieren. Es soll ein Zugang für alle Kinder zu einem individuellen und erfolgreichen Bildungsweg und eine gerechte Teilhabe geschaffen werden.
Kitas in diesem Programm erhalten eine Finanzierung von 0,5 bis 0,75 Stellenanteilen für eine heilpädagogische Fachkraft. Zudem erhalten sie thematische Fortbildungen und werden durch die Hochschule Hannover die ersten zwei Jahre begleitet und beraten. Danach werden sie fachlich durch die Stadt Hannover begleitet.
Große Neuigkeiten hatte auch Claudia Possekel zu verkünden: Im Kooperationsprojekt „Forschung & Weiterentwicklung des Early Excellence-Beobachtungsverfahren“ mit der Leibniz Universität und der Heinz und Heide Dürr Stiftung geht es weiter voran:
Eine neue bundesweite Pilotierungsphase des neuen Early Excellence-Beobachtungsbogen steht an. In 2024 werden EE-Einrichtungen die neuen Bögen austesten und die ersten Änderungen evaluieren. Die Koordination der bundesweiten Pilotierung übernimmt Claudia Possekel. Die Umsetzung des ressourcenorientierten Beobachtungsverfahrens wird wissenschaftlich erfasst und ausgewertet. Zudem setzt das Team des Forschungsprojekts um Dr. Michael Lichtblau auf die digitale Variante von Qualti, die zur Verwendung genutzt werden kann.
Das Recht auf gesunde Ernährung wurde durch das „Iss dich fit!“ – Team der Soretz Organisationsberatung besonders hervorgehoben. Angeregt durch das Familienmanagement der Landeshauptstadt Hannover haben Maxime Winkelmann und Maximilian Kleinert das Projekt vorgestellt und zur Teilnahme ermuntert.
Ebenso stellte Karoline Winkler das neue Fortbildungsprogramm für 2024 vor: Das Trägerübergreifende Programm gliedert sich in Alltagsintegrierte Sprachbildung, Angebote der VHS-Hannover, Inklusion, Familienzentren und den Programmen Rucksack Kita/Griffbereit auf.
Über den Start der EE-Fachkraft-Fortbildungen im Herbst, einem neuem Fachtag-Format zu „EE meets Marte Meo“, sowie weiteren News in der bundesweiten EE-Community, berichtete EE-Koordinator Andreas Reith von der Heinz und Heide Dürr Stiftung.
Nach vielen großen und kleinen Neuigkeiten rückte schließlich das Thema Kinderrechte ins Zentrum der Veranstaltung. Die wichtigsten Fakten zum Thema gab Mara Hallensleben vom Deutschen Kinderhilfswerk.
Sie erklärte anschaulich und auf den Punkt, wie die Kinderrechte 1989 durch die UN-Konvention aufgestellt und von 195 Mitgliedsstaaten ratifiziert wurden. Denn Kinderrechte sind Menschenrechte: Sie sind unteilbar, unveräußerlich und universell gültig. Dabei sind Kinder die Rechtsträger und Eltern und Bezugspersonen für die Umsetzung verantwortlich.
Dabei steht immer in Mittelpunkt, dass Kinder in allen Belangen konsultiert und miteinbezogen werden sollen. Sie gab Einblicke in einzelnen Kinderrechte und erläuterte, wie diese im Interesse des Kindes umgesetzt werden sollten. Dabei können Materialien des Deutschen Kinderhilfswerks, wie Methodenhefte, Dossiers und andere kreative Mittel genutzt werden.
Ebenso gibt es Fördermittel des Deutschen Kinderhilfswerks, die Einrichtungen für die Umsetzung der Kinderrechte beantragen können – sofern Kinder an diesen Projekten beteiligt sind.
Wie Kinderrechte in die Praxis umgesetzt werden können, präsentierten zwei Familienzentren aus Hannover anhand von Good Practice-Beispielen: Das Familienzentrum Hainholzer Hafen machte den Anfang: Leitungskraft Vanessa Baum und Koordinatorin Vanessa Szykowny stellten ihren Praxisumgang im Alltag vor:
- Schritt: Es beginnt bei den Fachkräften und dem gesamten Team mit Biographiearbeit und Reflexion. Beispielsweise mit Studientagen.
- Schritt: Es braucht einen praktischen Austausch, um die Kinderrechte sichtbar zu machen. Vor allem wie Kinder und Familien daran beteiligt werden können.
- Schritt: Kinderrechte müssen Kindern vermittelt werden. Ob mit Liedern, Büchern Tischtheater oder mit Bildern. Wichtig ist es, dass die Vermittlung an die Sprache der Kinder angepasst wird. Die Rechte werden in verschiedenen Sprachen dargestellt. Ebenso sollen Aushandlungsprozesse zwischen den Kindern und Eltern unterstützt werden. Eltern sollten im vier Augengespräch und auf Elternabenden aufgeklärt werden.
- Schritt: Kinderrechte müssen in Elternseminaren in einem mehrsprachigen Kontext vermittelt werden.
Leitungskraft Kerstin Schmidt und das Team vom CJD-Familienzentrum in Hannover-Mittelfeld begannen nach einer Online-Fortbildung zu „Partizipation in Kindertagesstätten“ aktiv mit der Umsetzung von Kinderrechten.
Mit Förderungsunterstützung der Aktion Mensch und der KARG-Stiftung setzten sie verschiedene Ideen zur Umsetzung der Kinderrechten um:
- Es entstanden gemalte Geschichten zu den einzelnen Kinderrechten.
- Eine Stadtteil-Rallye, an der Kinder und Familien teilnehmen konnten.
- Ein Set mit Bildkarten zum leichten Verständnis für Kinder und Erwachsenen.
- Ein Handpuppentheaterstück zu den Kinderrechten, bei dem Kinder aktiv mit in das Spiel einbezogen werden.
Auch die Stadt Hannover unterstützt bei der Umsetzung der Kinderrechte: Das Sprach- und Familienbildungsprogramm „Rucksack Kita“ setzt auf Partizipation mit Kindern.
Sie unterstützen die Einrichtungen auf Bezirksebene und durch ein mehrsprachiges Programm. Ergänzend verfügt das Team von „Rucksack Kita“ über Bildkarten, die sie den Einrichtungen zur Verfügung stellen: Ob den Rucksackgruppen mit Eltern oder in Austauschtreffen mit den Fachkräften, die für Rucksack in den Kitas arbeiten.
Über Themen wie Familie, Körper und Sinne werden Kinderrechte besprochen und sich über Erfahrungen dazu ausgetauscht.
Zum Abschluss des Forums sollten die Teilnehmenden in kleinen Gruppen in den Austausch gehen. Dabei stand die Frage „Wie setzen wir die Kinderrechte in Familienzentren und in Kitas auf dem Weg zur Inklusion konkret um?“ im Fokus.
Nach 20 Minuten Austausch in kleinen Gruppen wurden einige Aussagen und Ideen in großer Runde zusammengetragen. Viele kamen zur Erkenntnis, dass Kinderrechte in der Praxis schwer umzusetzen sind und besonders Biographiearbeit und Reflexion voraussetzen. Es sollte eine Haltung sein, die wir tagtäglich leben und nicht als zusätzliches Programm gesehen werden.
Ebenso wurde festgehalten, dass Kinderrechte die Basis für Partizipation der Kinder auf allen Ebenen sind. Jede*r sollte für das Thema sensibilisiert werden.