18. Juni 2020 | Bildung | Impulsgespräche

Prof. Dipl. Päd. Ludger Pesch

Als Direktor des Pestalozzi-Fröbel-Haus gibt Ludger Pesch in diesem Interview Einblicke in die Besonderheiten von Early Excellence als einem gewachsenen und aktuellen pädagogischen Ansatz.

HHD Stiftung: Was macht in Ihren Augen Early Excellence besonders?

Ludger Pesch: Der Early Excellence-Ansatz wurde in England entwickelt, in einer Zeit und in einer Region, die von tiefgreifenden gesellschaftlichen Verwerfungen gekennzeichnet waren wie Arbeitslosigkeit, Bildungsferne und soziale Deprivation. Die Mitarbeiter*innen des Pen Green Centre in Corby erkannten, dass sie im Interesse eines Bildungserfolgs der Kinder auch die Eltern positiv einbeziehen müssen. Diese Idee erscheint einfach, aber sie ist ungeheuer folgenreich. Und auch überhaupt nicht selbstverständlich, wenn wir uns die alltägliche Praxis in Bildungseinrichtungen kritisch anschauen. Diesen „strategischen“ Ansatz verknüpft nun das EE-Konzept mit einer Haltung der Fachkräfte und einem Menschenbild, die beide von einem tiefgreifendem Entwicklungsoptimismus gekennzeichnet sind. Early Excellence gilt dann in doppelter Richtung: als Excellenz-Forderung an die Qualität der Arbeit und als Excellenz-Vermutung in Bezug auf die Entwicklungsmöglichkeiten jedes Menschen(kindes).

HHD Stiftung: Wie findet Early Excellence am PFH statt?

Ludger Pesch: Das PFH versteht die Entwicklung und Umsetzung des EE-Ansatzes als dynamischen Prozess. Wir versuchen, dem Ansatz sowohl Breite wie Tiefe zu geben. Mehr Breite bedeutet, dass wir den ursprünglich auf die frühe Kindheit begrenzten pädagogischen Raum erweitern auf Große Kinder (Schulkinder), Jugendlichen und auch Erwachsene. Mehr Tiefe bedeutet, dass wir uns bemühen, Desiderata zu identifizieren und aufzuklären wie z.B. die Frage, wie wir die für Kinder wichtigen Gruppenprozesses innerhalb der Peer-Gruppe systematisch mit dem EE-eigenen eher individuellen Blick auf die kindliche Entwicklung verbinden. Solche „unerledigten“ Fragen entdecken wir infolge der Ausweitung der Adressatengruppen, aber auch durch immer neue Diskussionsschleifen, z.B. innerhalb der Konzeptentwicklungsgruppe am PFH wie auch der nun in eigener Regie (in Kooperation mit dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg) stattfindenden Weiterbildung für EE-Berater*innen. Wichtige Impulse erhalten wir auch durch die Besucher*innen, die im Rahmen von Hospitationen unsere Konsultationseinrichtungen besuchen.

HHD Stiftung: Wie sähe Early Excellence aus, wenn es ein Programm für erwachsene Menschen wäre?

Ludger Pesch: Das ist – wie schon angedeutet – eine auch uns interessierende Frage. Wir haben bereits einige Antworten entwickelt – denn wir arbeiten ja täglich mit Eltern in Kindertagesstätten oder in Familienzentren zusammen. Unter der Devise der Annäherung von Form und Inhalt interessiert mich auch, wie wir innerhalb des Trägers, also im kollegialen Umgang die Prinzipien von EE „leben“. Und wir haben Einrichtungen, in denen wir jungen Erwachsenen als Klient*innen begegnen. Wichtige Quellen für eine weitere Bearbeitung dieser Frage sind die „Pädagogischen Strategien“ und der „Ethische Code“. Der Ethische Code des EE-Ansatzes gibt eine Orientierung, an denen Fachkräfte ihr Handeln ausrichten sollen. Er gilt damit ebenso für die pädagogische Ebene wie für das Verhalten gegenüber Erwachsenen. Hier ist z.B. die Rede von der Entwicklung einer gemeinsamen Sprache. Das geht über eine rein semantische Ebene hinaus und zielt auf die Verständigung über eine geteilte Sicht der Wirklichkeit und der Ziele der Zusammenarbeit. Die Betonung liegt hier auf „Verständigung“ – das geht nur in einem dialogischen Prozess.

Vielen Dank für das Gespräch.

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