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Auf Spurensuche! Neues Exilmuseum am Anhalter Bahnhof geplant

Es wird Zeit, sich auf Spurensuche zu begeben! Denn hinter Statistiken zu Fluchtbewegungen und Lexikoneinträgen zu Exil oder Auswanderung stecken Lebensgeschichten, die es Wert sind, erzählt zu werden. Mit diesem Auftrag begibt sich die Stiftung Exilmuseum Berlin nicht nur auf eine spannende Zeitreise, sondern greift mit ihrer Ausstellung “Zu/Flucht” ein politisch aktuelles Thema auf. Wir waren auf Stippvisite auf der Open-Air-Ausstellung am Anhalter Bahnhof!

Diese Reise beginnt mit einer Idee.

Geschichten von Flucht und Exil sind keine leichten Geschichten, sie sind nicht erheiternd wie andere Reisen. Meisten beruhen sie weder auf einer Idee oder einer Vorstellung, sondern auf dem einfachen Willen zu Überleben.

Doch diese Reise beginnt mit einer Idee und folgt einem Plan. So beginnt die Geschichte des Exilmuseums: Alles begann mit einem einfachen Buch von Christoph Stölzl mit Fotografien von Stefan Moses zur deutschen Geschichte der Vertreibung und Exilgeschichte während der NS-Zeit ab 1933. Nachdem das Buch so viel positives Feedback bekam, kam die Idee zu einem Museum auf.

Von der Idee zum Plan.

Auf Initiative von Bernd Schultz wurde die Stiftung Exilmuseum gegründet und der Grundstein für die Umsetzung des Exilmuseums gelegt, das unter Schirmherrschaft von Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller und Alt-Bundespräsident Joachim Gauck steht. Als Standort für das Exilmuseum wurde der Anhalter Bahnhof als geschichtsträchtiger Ort zahlreicher Exil- und Fluchtgeschichten ausgewählt.

„Nirgends in diesem Land gibt es einen Ort, an dem man den Inhalt des Wortes Exil an einzelnen Schicksalen entlang darstellen kann. Das Risiko der Flucht, das verstörte Leben im Exil, Fremdheit, Angst und Heimweh. (…)Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller

Der Plan nimmt Gestalt an.

Mit einem Architekturwettbewerb, dessen Preisverleihung und Vergabe im Sommer 2020 stattfand, nahm das Museum Gestalt an, ein Zuhause auch für die Geschichten, die vielleicht auch noch nicht erzählt wurden. Mit einem kolossalen und doch zurückhaltenden Bau machte das Architekturbüro Dorte Mandrup in Kopenhagen das Rennen.

Städte als Spiegel der Erinnerung.

Das Architekturbüro überzeugte mit der Grundidee, dass Städte Spiegel der Vergangenheit sind und Spuren im Stadtbild hinterlassen. Der Bau fügt sich im Stadtbild des Platzes ein und gibt dem Fragment des Anhalter Bahnhofs Raum – ohne es zu ersetzen oder zu erweitern. Es ist ein Platz, der für sich steht, aber die geschichtliche Atmosphäre aufgreift. Das Museum soll voraussichtlich 2025 eröffnet werden.

“Zu/Flucht” – 6 Container als Ausstellungsplattform.

Bis zur Eröffnung des Museums ist auf der Reise des Exilmuseums noch viel in Planung. Wichtig für die Stiftung ist es, im Kiez anzukommen und sich mit der Nachbarschaft vertraut zu machen. Das Exilmuseum möchte als Plattform für den Austausch von Menschen verstanden werden.

Um die Zeit bis zur Eröffnung des Museums zu überbrücken, kuratierte die Stiftung Exilmuseum unter Leitung von Cornelia Vossen und mit Unterstützung der wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen eine Open-Air-Ausstellung, dessen Inhalt mithilfe von umfunktionierten Unterkunfts-Containern in Szene gesetzt wird. Entwurf und Bau der kooperativ entwickelten Ausstellung übernahmen Architekturstudierende der Technischen Universität Berlin.

Zu/Flucht” – heute und damals.

Die Ausstellung liefert nicht nur historisch beeindruckende Fakten und Geschichten über die deutsche Exil- & Fluchtbewegung seit 1933, sondern erzählt auch Geschichten heutiger Fluchtbewegungen und bietet einen Einblick in Flüchtlingsunterkünfte, in denen sich Bewohner*innen neu verorten und ein Gefühl von Zuhause zu erschaffen.

In Dialog kommen und Zusammenwirken!

Mit Workshops, regelmäßigen Führungen und Urban Gardening möchte das Exilmuseum nicht nur in den Dialog mit dem umliegenden Kiez gehen, sondern zu einem nachhaltigen Austausch in der Gesellschaft anregen. In der jede*r in die Selbstreflexion geht und gleichzeitig danach fragt, was unser Gegenüber braucht und wie wir uns aktiv ins Geschehen einbringen können.

Eine Ausstellung voller Impulse, die Vorfreude auf die große Ausgabe macht!

© Titelbild: Till Budde, Stiftung Exilmuseum Berlin

> 3 Fragen an Sarah Blendin

(Autorin: Valerie Pagel)