Allgemein Forschung

Aus dem Podcast der WZGE: Wie kann KI in Deutschland gelingen?

Bild: WZGE
Der jüngste Förderschwerpunkt der Heinz und Heide Dürr Stiftung ist die Digitalisierung. Seit 2017 fördern wir das Wittenberg Zentrum für globale Ethik (WZGE) im Rahmen der “WZGE-Herbstakademie” bzw. ab 2024 erstmalig der “WZGE-Frühjahrsakademie”. Dabei stehen insbesondere Fragestellungen rund um einen ethischen Umgang mit der Digitalisierung und der damit immer stärker eigewobenen KI im Zentrum. 

Mit der Frühjahrsakademie hat das WZGE zusammen mit der Heinz und Heide Dürr Stiftung ein Bildungsangebot für Student*innen und Nachwuchsführungskräfte etabliert, das es als seine Aufgabe sieht, das Bewusstsein für wirtschaftsethische Lösungsansätze zu schärfen, die persönliche Haltung zu stärken und die nötigen Kompetenzen und Qualifikationen zu vermitteln, die es in der Wirtschaft braucht, wenn es darum geht, die ethischen Dimensionen des digitalen Fortschritts mitzudenken.

Passend zum Thema der diesjährigen Frühjahrsakademie „Digitalisierung, Ethik und Wirtschaft“die vom 04.-06.03.2024 stattgefunden hat, erscheint die aktuelle Folge des WZGE-Podcast für Wirtschaftsethik „Werte und Wirklichkeit“ mit dem Titel „Zwischen Aufbruch und Abwehr: Wie gelingt KI in Deutschland?“. Zusammen mit Dr. Stefan Heumann, Geschäftsführer des Think Tanks Agora Digitale Transformation und ehemals Mitglied der Expertenkommissionen, die Bundesregierung sowie EU-Kommission zum Thema KI beraten haben, diskutiert Georg Röder vom WZGE die spannende Frage, ob wir mit KI in Deutschland den Anschluss oder die Kontrolle verlieren.

Hier 5 wichtige Statements:

  • Spagat zwischen Freiheit und Kontrolle Künstliche Intelligenz braucht Freiheit, um sich weiterzuentwickeln und intelligenter zu werden. Gleichzeitig ist das Ermöglichen von Freiheit risikobehaftet. Beispielsweise können gezielt Falschinformationen eingesetzt werden, um politisch Stimmung zu machen und damit auch die Frage aufwerfen: Welchen Informationen kann ich noch trauen? Wie gefährlich kann KI der Demokratie werden? Laut KI-Bereitschaftsindex liegt Deutschland in punkto digitaler Transformation an dritter Stelle hinter Singapur und USA. Als als weit entwickeltes Industrieland verfügt Deutschland über sehr viele Potenziale, jedoch fehlt aber auch oft der Reifegrad der bereits eingeführten digitalen Prozesse, was der KI-Bereitschaftsindex so nicht abbildet. Es gibt also noch viel zu tun!
  • KI zieht in den Alltag ein Ehemals beschrieb die KI-Forschung den Einsatz von z.B. Automatisierungs-Systemen in der Industrie. Heute sind, wenn man von KI spricht, weitgehend Modelle gemeint, die mit großen Sprachdaten antrainiert werden (Large Language Modells) wie z.B. ChatGPT. Die Einsatzgebiete werden breiter und KI rückt immer mehr ins Alltagsleben der Menschen. Doch auch wenn KI das Leben erleichtern kann, indem Aufgaben übernommen werden können, bleibt die Verantwortung bei der nutzenden Person, die z.B. Inhalte einstellt, und kann nicht der KI zugeschrieben werden, die die Texte erstellt hat. Noch viel zu wenig ist in diesem Kontext die Transparenz in Bezug auf das Nutzen von Urheber*innen-Rechten geregelt. Es muss ein fairer Ausgleich erstellt werden zwischen Urheber*innen, die Texte, Bilder, Videos, etc. erstellen und Technologieunternehmen, die daraus KI-Angebote des Zusammentragens und der Verwertung machen, welche dann monetarisiert werden. Darin liegt eine weitere große Herausforderung.
  • KI braucht Verständnis Es braucht zunächst ein besseres Verständnis der Technologie und ein wachsendes Maß an Kompetenz! Und es braucht Bündelung von Kompetenzen der KI-Expert*innen in Form von Kompetenz-Zentren. Der Staat muss die Techniken selbst kennen und im eigenen Interesse nutzen und einsetzen, auch in der Verwaltung, um diese Techniken zu regulieren bzw. Regularien zu entwickeln. Der erste Schritt zur Regulierung ist somit das Verständnis, wie die Techniken funktionieren. Dann erst können Vorschläge erarbeitet werden, Gefahren zu minimieren und Chancen zu nutzen. 
  • Regulierung von KI reicht nicht Deutschland setzt als Rechtstaat, anders als z.B. China, rechtliche Grenzen zum Schutz der Privatsphäre. Darüber hinaus kann es wenig allgemeine Regeln in den Anwendungen geben, denn diese sollten auf Sektorenbasis entschieden werden. Eine allgemeine Gesetzgebung kann nur schwer die spezifischen Anwendungsfelder abbilden. Regulierung ist immer auch ein anwendungsorientierter Prozess. Industrie und Wirtschaft spielen hier eine große Rolle, denn diese können Normen festlegen und Standards (weiter-) entwickeln, um Qualitätsversprechen zu erfüllen und Vertrauen zu generieren, z.B. KI-Diagnostik oder autonom fahrende Mobilitäts-Systeme. In diesem Prozess kommen Zulassungsbehörden ins Spiel, die entscheiden und bewerten müssen. Auch diese Stellen und Institutionen müssen selbst über KI-Kompetenzen verfügen sollten, statt dass ein allgemeingültiges Regelwerk von außerhalb oktroyiert wird. 
  • KI braucht vor eine Vision Es braucht eine Öffnung der Tech-Konzerne, Transparenz herzustellen und Zugriff auf die verschiedene Modelle zu ermöglichen, damit auch die unabhängige Forschungscommunity einen Zugang zu den Systemen bekommt. Es braucht eine KI-Vision z.B. für mehr Partizipation, statt der reinen regulatorischen Diskussion. Wie können wir durch KI unsere Demokratie stärken? Was ist die Vision von Deutschland die Demokratie zu fördern? Plattformen schaffen, wo Verbindendens gefördert wird und priorisiert wird, statt das Trennende zu betonen. Da passiert zu wenig! Mit Polarisierung verdient man mehr Geld. Wenn es aber kein kommerzielles Interesse gibt, dann kann man hier sehr gut ansetzen in Bezug auf die Zukunft der Demokratie. Hier sollte der Staat mehr fördern.

Ausführliche Informationen zur WZGE und zum Inhalt des Podcasts entnehmen Sie den beigefügten Links.