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Kinderrechte sind Menschenrechte!

“Gebt den Kindern das Kommando. Sie berechnen nicht, was sie tun. Die Welt gehört in Kinderhände”, so sang es bereits 1986 Herbert Grönemeyer in seinem Song „Kinder an die Macht“. Damals wie heute sind seine Zeilen ein hoch politisches Thema und verlieren nicht an ihrer Aktualität. Besonders in der derzeitigen Corona-Pandemie, in der alle Menschen an ihrer Belastungsgrenze stehen, sind es auch die Kleinsten unter uns, die stark von der Corona-Krise betroffen sind.

Kleinkinder, Kinder und Jugendliche während der Corona-Pandemie.

Im Monatsbericht 09/2021 der Corona-KiTa-Studie wurde deutlich, dass der zunehmende Bewegungsmangel von Kinder und Jugendlichen starkzugenommen hat. Aufgrund der notwendigen Lockdown-Maßnahmen gab es weniger Bewegungsmöglichkeiten außerhalb des eigenen Lebensraums. In bestimmten Phasen (z.B. Lockdown-Phasen) zeigten die Studienergebnisse, dass Kinder und Jugendlichen weniger Bewegung hatten und ihre Freizeit eher vor dem Fernseher, Computer oder beim Video spielen verbrachten.

Verhaltensauffällig durch wenig Bewegung.

Daraus folgten vermehrte Verhaltensauffälligkeiten bei den Kindern. Nach 2.124 Elternangaben wurde deutlich, dass Kinder bei mehr Möglichkeiten zum Rausgehen und Bewegen, weniger überaktives Verhalten aufwiesen. Ebenso ging aus den Studien hervor, dass überaktives Verhalten von Kindern zurückging, sobald das Kind nach einer Lockdown-Phase/Nichtbetreuung wieder in die KiTa gehen konnte. Dabei wiesen Jungen im Durchschnitt ein höheres Maß an überaktiven Verhalten auf als Mädchen. Zudem spielt auch der Bildungshintergrund der Familien eine wichtige Rolle. Verhaltensauffälligkeiten bei Kinder aus Familien mit hoher Bildung traten weniger auf als bei Kindern aus Familien mit mittlerer oder niedriger Bildung.

“Copsy”-Studie: “Corona & Psyche”.

In der “Copsy”-Studie des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf im vergangen Jahr wurde bereits deutlich, dass die Pandemie Kindern und Jugendlichen psychisch mehr zusetzt, als von Expert*innen erwartet. 71 Prozent der Kinder und Jugendlichen fühlten sich durch die Pandemie äußerst oder ziemlich belastet. Vor Corona berichtete eins von drei Kindern von einer niedrigen Lebensqualität, während Corona waren es doppelt so viele. Psychische Auffälligkeiten wie Stress und Depressionen fanden sich bei 31 Prozent statt zuvor 18 Prozent, vor allem aber nahmen Angststörungen
zu.

Kinder sind vernetzt und medial! Sie wissen Bescheid.

Diese Ergebnisse verdeutlichen, wie viel Kinder heutzutage von ihrer Umwelt verstehen, wahrnehmen und wie sensibel sie auf das Gesehene reagieren. Nicht nur die Corona-Pandemie, sondern auch Klimawandel, Kriege, Migrationsbewegungen sind für Kinder nichts unverständliches oder fremdes. Durch die heutige mediale und vernetzte Welt, sind Kinder meist viel besser informiert, als noch vor 10 Jahren. Kinder spüren die Veränderungen ihrer Lebenswelt und lernen schnell, dass ihre Zukunft von diesen Veränderungen betroffen sind. Und sie fordern ihr Recht ein und ihre Zukunft mitzugestalten, wie z.B. die Klimabewegung “Fridays for future”.

Frage nach Partizipation: Wie stehen Eltern & Erwachsene dazu?

Kinder und Jugendliche, die mit entscheiden bzw. angehört werden, hört sich für Erwachsene und Eltern theoretisch gut an. Doch beim Ernst der Lage rudern die meisten Erwachsenen in ihrer Meinung zurück oder es ist schlichtweg keine Zeit und kein Platz da, Kinder mit einzubeziehen. So ist die Haltung der Erwachsenen von vorneherein ablehnend oder sie bevormunden ihre Kinder, in dem sie es als ihre Pflicht ansehen, Lösungen für Probleme der Kinder und Jugendliche zu finden.

Aktionsbündnis Kinderrechte: Kinderrechte ins Grundgesetz!

Aber es sind nun mal die Kinder, die am stärksten von den Auswirkungen der Entscheidungen der Erwachsenen betroffen sind und die Zukunft unserer Gesellschaft in den Händen halten. Wir können nur erahnen, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die nächste Generation hat.

Bereits seit 1994 setzt sich das Aktionsbündnis Kinderrechte, das aus dem Deutschen Kinderhilfswerk, Deutscher Kinderschutzbund und UNICEF Deutschland besteht, für die vollständige Umsetzung der Kinderrechte ein. Sie fordern ein, zusammen mit der deutschen Liga, Kinderrechte in das Grundgesetz aufzunehmen.

Doch welche Rechte haben Kinder denn eigentlich?

Leider kennen viele Kinder und Jugendliche ihre Rechte nicht! Sie sind zwar vorhanden, finden aber in der Politik, im Familienalltag und in der Schule selten Anwendung. Damit sich Kinder aber in ihrer Selbstwirksamkeit weiterentwickeln können, ist es wichtig, dass sie ihre Rechte kennen und diese auch in Anspruch nehmen können.

Diese Rechte hat die UN Kinderrechtskonvention 1989 weltweit festgelegt:

  • Art. 12: Recht auf Gehör und Mitbestimmung
  • Art. 16: Recht auf Freiheit und Privatsphäre
  • Art. 19: Recht auf körperliche Unversehrtheit
  • Art. 27: Recht auf gute Lebensverhältnisse
  • Art. 28: Recht auf Schulbildung
  • Art. 29: Recht auf Bildung
  • Art. 31: Recht auf Freizeit
  • Art. 39: Recht auf Hilfe

Deshalb schlägt das Aktionsbündnis Kinderrechte folgende Kernelemente für eine Verfassungsänderung vor:

  • Der Vorrang des Kindeswohls bei allen Kinder betreffenden Entscheidungen;
  • Das Recht des Kindes auf Anerkennung als eigenständige Persönlichkeit;
  • Das Recht des Kindes auf Entwicklung und Entfaltung;
  • Das Recht des Kindes auf Schutz, Förderung und einen angemessenen Lebensstandard;
  • Das Recht des Kindes auf Beteiligung, insbesondere die Berücksichtigung seiner Meinung entsprechend Alter und Reifegrad;
  • Die Verpflichtung des Staates, für kindgerechte Lebensbedingungen Sorge zu tragen.

Dem Trübsinn ein Ende. Wir werden in Grund und Boden gelacht. Kinder an die Macht!” Herbert Grönemeyer

Die Umstände zeigen, es ist jetzt nicht nur an der Zeit wieder vermehrt über Kinderrechte zu sprechen, sondern diese auch im Grundgesetz zu verankern.

> Mehr zum Aktionsbündnis Kinderrechte

> Broschüre der Bertelsmann Stiftung: Fragt uns 2.0 – Corona Edition

(Autorin: Valerie Pagel)