Die Stiftung

3 Fragen an Isa Baumgarten zum Krisenmanagement…

Welchen der Förderbereiche treffen die Corona-Maßnahmen aus Ihrer Sicht am härtesten und warum? 

Isa Baumgarten: Das sind sicherlich die Bereiche Bildung und Kultur, die durch den Shutdown von einem Tag auf den nächsten, fast ohne Vorwarnung und mit wenig Vorbereitungszeit heruntergefahren werden mussten. Die Kultureinrichtungen mussten schließen und werden mit ihren Programmen voraussichtlich erst wieder ab September beginnen können. Viele behelfen sich mit digitalen Formaten, um so den Kontakt zu ihrem Publikum zu halten. Aber, Theater und Oper leben nun einmal vom analogen Dabeisein bei Aufführungen, die durch hautnahe Kontakte auf der Bühne ein emotionales Mitfiebern oder Erschauern der Zuschauer*innen produzieren sollen. Das geht mit Abstandsregelungen nur bedingt. Und wir wissen alle noch nicht, wie lange die Hygienemaßnahmen noch einzuhalten sind und wie das in den Kultureinrichtungen umgesetzt werden kann. Abstand im Zuschauerraum ist vielleicht möglich, aber wie soll das auf der Bühne geschehen? Das wäre nur mit einer neuen Corona-Dramaturgie möglich. 

Gleiches gilt für die Einrichtungen der frühkindlichen Bildung. Hier sollen ja gerade durch Hingabe und Nähe des Fachpersonals reale Bezüge zu den Kindern aufgebaut werden. Beim Early Excellence-Ansatz wird zudem offen gearbeitet, d.h. die Kinder bewegen sich auch räumlich dahin, wo ihre Interessen liegen. Bei der langsamen Öffnung der Kitas sollen sich Kinder aber in kleinen Gruppen aufhalten. Und der persönliche Kontakt zu den Familien bleibt weiter beschränkt. Das bedeutet für die Einrichtungen auch von ihrer pädagogischen Ausrichtung her eine große Herausforderung. 

Man könnte meinen, dass derjenige Forschungsbereich, der sich im weitesten Sinne mit Digitalisierung & KI beschäftigt, nun klar die Nase vorn hat. Doch gerade da, wo es in der Offline-Welt durch z.B. Konferenzen darum geht, über Grenzen und Chancen der digitalen Welt zu sprechen, liegt der Veranstaltungsbereich brach – gar nicht anders als bei den Kitas oder kulturellen Einrichtungen. Und das stellt auch diesen Förderbereich vor neue Herausforderungen.

2. Gibt es ein Best-Practice-Beispiel, dass Sie besonders gelungen finden und vielleicht sogar auch nach Corona gerne weitersehen würden?

Isa Baumgarten: Davon gibt es viele. Wenn ich auf unseren Bildungsbereich schaue, fasziniert mich, mit welchem Elan und Ideenreichtum der Kontakt zu den Kindern und ihren Familien gehalten wurde und wird. Die Zielsetzung der Einrichtungen, Kinder ressourcenorientiert zu beobachten, wurde in einigen Fällen an die Eltern weitergegeben, die ihre Kinder dadurch zu Hause nochmals ganz anders erleben konnten. Die Beobachtung zu Hause mit der Rückspiegelung an die Fachkräfte sollte auch nach Corona selbstverständlicher werden. Das könnte man dann tatsächlich als eine „Errungenschaft“ der Krise ansehen. 

3. Welchen Einfluss hat oder könnte die Corona-Zeit auf die Stiftungswelt bzw. die Förderungen im nächsten Jahr haben?

Isa Baumgarten: Die Stiftungswelt ist wie unsere gesamte Gesellschaft von den Auswirkungen dieser Ausnahmezeit betroffen. Alle Stiftungen hängen alle irgendwie von der Wirtschaft ab, denn sie haben ein Vermögen zu verwalten, d.h. sie sollten ihre Mittel möglichst gewinnbringend anlegen. Oder sie müssen Spenden einwerben, die in Corona-Zeiten auch nicht so leicht locker gemacht werden können. Die Heinz und Heide Dürr Stiftung erhält ihre Stiftungsmittel z.B. durch Dividendenausschüttungen aus einem Aktienpaket der Dürr AG, die insbesondere auch im Automobilmarkt weltweit als Zulieferer tätig ist. Da muss man keine Wirtschaftsexpertin sein, um sich auszurechnen, dass wir in nächster Zeit den Gürtel enger schnallen müssen. Das betrifft sicherlich einen Großteil der gesamten Stiftungswelt. Dennoch schauen wir positiv in die Zukunft und werden unsere Kooperationspartner zunächst auf kleinerer Flamme weiterhin – auch fachlich – unterstützen. Das höchste Gut sind dabei unsere Mitarbeiterinnen und unser Mitarbeiter, die auch flexibel auf die derzeitigen Herausforderungen reagieren und agieren.