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Wenn Papageno mit Papagena…

Es ist die 10. Kinderoper, die Intendant und Chefregisseur der Komischen Oper Berlin Barrie Kosky mit “Die Zaubermelodika” in Auftrag gegeben hat! Und dieser feierte nach der Premiere am 24.10.2021 das gesamte Ensemble mit den Worten:

“Mehr Farbe auf der Bühne habe ich nie gesehen!” (Barrie Kosky)

Wer hätte gedacht, dass auch die Held*innen von Mozart´s Zauberflöte mit den Alltags- und Altersorgen konfrontiert werden? So hat Pamina keine Lust immer hinter dem Drachendreck ihres Gatten Tamino herzuwischen, Tamino will eigentlich nur seine Ruhe haben, die Königin der Nacht hält ihr eigenes Antlitz im Spiegel nicht aus und König Sarastro leidet an Demenz! Sind das denn Themen für eine Kinderoper?!?

Ja, unbedingt, denn glücklicherweise findet es im jungen Publikum niemand komisch, dass die Königin der Nacht mit Sänger Stefan Sevenich von einem Mann dargestellt wird, alle lachen, als Pamina und Tamino die riesengroße Drachen-Kacka in einen Eimer reinfuhrwerken und wenn der als nicht zurechnungsfähige Sarastro den Finnische-Sauna-Contest gewinnt, wundert das niemanden! Die Kinder sind einfach gebannt von den Farben, der Musik und der liebevollen Schauspielkunst der Akteur*innen.

“Eine Wahnsinns-Show”, sagt Musiktheaterpädagogin Anne-Kathrin Ostrop. Und sie muss es wissen, denn sie etablierte und leitet seit 2003 den Bereich „Komische Oper Jung“.  Gemeinsam mit der Heinz und Heide Dürr Stiftung führt sie Workshops rund um die aktuelle Kinderoper aus. Die Workshops dienen der Vorbereitung auf den Kinderopern-Besuch in der jeweiligen Spielzeit, zu dem dann die Familien eingeladen werden.

> Kinderopern-Workshops

Die Kinderoper ist ein Fest für alle Altersgruppen! So fragte der recht ungeliebte Diener der Königin der Nacht Monostatos die Kinder, was er denn nun mit dem Drachen machen sollte! “Wegschmeißen” riefen die Kleinsten aus dem Publikum! Die Interaktion hob die Trennung durch den Orchestergraben genauso auf, wie die drei unförmigen, glatzköpfigen und Stofftierbehangenen Gnome, die einzig nicht als Figuren aus der Zauberflöte bekannt sind. Ansonsten ist “Die Zaubermelodika” ein fantasievolles Sequel von Mozarts Meisterwerk.

“Als Mischung aus Mozartscher Leichtigkeit, Rossinischer Quirligkeit und dem für Iiro Rantala typischen, von eingängigen Melodielinien geprägten Jazz ist eine durchkomponierte Oper entstanden, die mit den Traditionen des Genres geistreich spielt und dabei immer wieder für Überraschungen sorgt.”

Und für die Älteren gab es auch einiges zu Schmunzeln: zum Bespiel die vielen Kinder von Papageno und Papagena und die Ungläubigkeit der Eltern über die erneute Schwangerschaft Paminas. Der Kinderchor, der die letzten Wochen täglich probte, alleine, war den Besuch wert – ebenso wie die Sawade-Pralinen, wie uns ein 5-jähriger Besucher verriet, der sich wunderte, weil kein Jim Knopf im Stück vorkam…

Nach 2 Jahren der Opern-Abstinenz wundert es nicht, das dem ein oder der anderen beim Abschluss-Applaus die Tränen liefen. Die Freude über die Rückkehr der Spielkunst auf der Bühne war sicher mit ein Grund für die emotionale Stimmung am Ende der feuerwerksartigen 2 Stunden…..

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