Allgemein Forschung

Wittenberger Herbstakademie: “Entscheiden Maschinen besser als Menschen?”

Die Verfasserin des Artikels Lisa-Marie Heimes ist Projektleiterin am Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik e.V., das seit einigen Jahren erfolgreich mit Unterstützung der Heinz und Heide Dürr Stiftung die “Wittenberger Herbstakademie” organisiert und durchführt.

Wie hängen Digitalisierung und Menschenrechte zusammen? Und welche Rolle spielt Vertrauen beim Teilen von Daten? Ende September luden wir 25 Studierende ein, gemeinsam Antworten auf diese und weitere Fragen zu finden. 

Die 5. „Wittenberger Herbstakademie Wirtschafts- und Unternehmensethik“, die jährlich vom Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik veranstaltet und seit 2018 von der Heinz und Heide Dürr Stiftung gefördert wird, war für mich gleich in mehrfacher Hinsicht eine Premiere: ich leitete das Projekt in diesem Jahr nicht nur zum ersten Mal, es ist auch unsere erste fünftägige Online-Veranstaltung. Das Thema Digitalisierung stand in diesem Jahr besonders im Mittelpunkt, denn wir setzten uns intensiv mit den ethischen Herausforderungen der digitalen Transformation auseinander.

Ausgehend von Daten als Grundlage der Digitalisierung beschäftigten wir uns mit ethischen Herausforderungen beim Einsatz von Algorithmen. Eine Expert*innendiskussion zum Thema „Entscheiden Maschinen besser als Menschen?“ verdeutlichte, dass Algorithmen mitunter bestehende Vorurteile reproduzieren. Gleichzeitig wurde jedoch betont, dass dies durch die Sensibilisierung für das zugrundeliegende Problem und die Berücksichtigung vorhandener Guidelines vermieden werden kann, sodass Algorithmen Entscheidungsprozesse beschleunigen und unterstützen können. Weiter ging es mit der Frage, welche gesellschaftlichen Konsequenzen sich aus den Chancen und Risiken der Digitalisierung ergeben. Dazu erhielten wir spannende Praxiseinblicke, unter anderem von den beiden Journalisten Daniel Laufer und Sebastian Meineck, die sich im Rahmen einer Reportage mit der polnischen Firma PimEyes beschäftigten, welche Privatpersonen die biometrische Bildersuche im Internet ermöglicht. Den Abschluss bildete ein Vortrag von Barbara Lamprecht, welche als Koordinatorin Wirtschaft und Menschenrechte des Volkswagen Konzerns tätig ist. Sie sprach mit uns über einen anderen Aspekt verantwortlichen Wirtschaftens, indem sie uns unternehmerisches Integritätsmanagement am Beispiel „Menschenrechte in internationalen Lieferketten“ näherbrachte.

Das Besondere an der Herbstakademie ist die Interdisziplinarität der Gruppe und der Austausch untereinander. Alle Teilnehmer*innen haben sich schon vorher für Wirtschafts- und Unternehmensethik interessiert, viele engagieren sich in studentischen Initiativen und freuen sich, wenn sie andere dafür begeistern können. Daher war es uns ein Anliegen, auch bei der virtuellen Veranstaltung einen Rahmen dafür zu schaffen. Zusätzlich zur inhaltlichen Arbeit gab es deshalb ein vielseitiges Abendprogramm, zum Beispiel eine virtuelle Stadtrallye durch Lutherstadt Wittenberg unter der Anleitung von Luthers Ehefrau Katharina von Bora und einen geselligen digitalen Cocktailabend, mit vorab postalisch zugestelltem Cocktail aus der Wittenberger Charles Bar.

Insgesamt war die erste digitale Herbstakademie ein Erfolg. Trotzdem hoffen wir die Teilnehmer*innen im nächsten Jahr wieder persönlich in Lutherstadt Wittenberg begrüßen zu können.”

Foto: das vorab versendete Teilnehmer*innenpakets (mit Veranstaltungsmappe, Booklet, dem Cocktail für den gemeinsamen Cocktailabend und etwas Nervennahrung)