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#gemeinsamSTÄRKER: Wie mit Kriegs-& Fluchterfahrung umgehen?

Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) setzt sich dafür ein, dass junge Menschen in unserem Land gut aufwachsen können. Im Rahmen ihres Projekts Vielfalt entfalten – Gemeinsam für starke Schulen in Sachsen fand eine digitale Veranstaltung #gemeinsamSTÄRKER EXTRA am 21. März 2022 statt. Es behandelte das Thema Krieg und Flucht in Europa und den Umgang mit traumatisierten Kindern, ihren Ängsten und möglichen Retraumatisierungen.

Was bedeutet Traumaerfahrung von Kindern für die pädagogische Beziehungsarbeit?

Der Referent Dr. Udo Baer erklärte in seinem Vortrag, dass lediglich 20 % der Kinder unmittelbar Traumasymptome zeigen. Die Traumata zeigen sich bei den restlichen 80 % erst nach einigen Jahren, zum Beispiel, wenn sich ihre persönlichen Verhältnisse wieder stabilisiert haben.

Traumaerfahrungen beeinflussen Kinder nachhaltig und langfristig, weshalb sie nicht unterschätzt werden dürfen. Ebenso wirken sie noch, wenn die Erinnerungen bereits verblassen.

Kinder brauchen Freiraum, Trost und das Gefühl von Geborgenheit.

Zudem rät Dr. Udo Baer Pädagog*innen und Betreuer*innen, für traumatisierte Kinder verlässlich, authentisch und ansprechbar zu sein. Um Kinder in ihrem Selbstwertgefühl und ihrer Selbstwirksamkeit zu stärken, sollte verstärkt auf die Bedürfnisse der Kinder eingegangen werden.

Wertschätzung kennt keine Sprachen und zeigt sich in Gesten.

Jedes Kind spürt Wertschätzung, auch wenn sie non-verbal geschieht. Offene und warmherzige Augen sind Signale, die jedes Kind versteht. Dennoch braucht es auch viel Geduld, bis Kinder im Alltag hier in Deutschland angekommen sind.

Denn jedes Kind verarbeitet das Erlebte unterschiedlich schnell. Deshalb empfiehlt Dr. Udo Baer spielerisches Agieren, um Kinder in ihrem Verarbeitungsprozess zu unterstützten.

Über Krieg sprechen und nicht tabuisieren!

Um über Fluchterfahrungen zu sprechen, braucht es eine hohe Sensibilität. Denn die daraus resultierenden Traumata sind schmerzhafte Erfahrungen. Das betrifft nicht nur die betroffenen Kinder und Jugendlichen, sondern auch Gleichaltrige, die mit ihnen in Kontakt stehen.

Deshalb empfiehlt Dr. Baer nur mit Kindern ins Gespräch zu kommen, die Gesprächsinteresse zeigen und ggf. die Kita-Gruppen oder Klassen zu teilen. Dabei ist wichtig, eine fragende Grundhaltung einzunehmen und die Themen zu besprechen, die die Kinder bewegen.

Als Pädagog*in sollten Sie an die Konflikterfahrungen der Kinder anknüpfen und sich auch Unterstützung von außen holen, wenn es nötig erscheint.

Denn Menschen sind nicht allwissend! Auf Fragen keine Antworten zu haben und sich das einzugestehen, zeigt Stärke und reflektiertes Bewusstsein.

Pädagog*innen sind für Kinder Vorbilder, die ihnen zeigen, dass Ängste menschlich sind. Kindern maßvoll die eigenen Unsicherheiten und Ängste zu zeigen, hilft ihnen die eigenen Ängste anzunehmen. Kinder brauchen das Gefühl von Sicherheit, dass ihnen durch wahrhaftig handelnde Menschen vermittelt wird.

Wahrhaftigkeit entsteht durch Selbstfürsorge und Selbstachtsamkeit.

Außerhalb dieser Arbeit mit Kindern sollten Pädagog*innen für sich selbst sorgen. Hier kann zum Beispiel bewusstes Konsumieren von Nachrichten in festgelegten Zeiten hilfreich sein. Denn eigene Ängste und Unsicherheiten gilt es zu verarbeiten.

Wichtig ist es, in den Austausch mit Kolleg*innen oder Freund*innen zu gehen und sich gegenseitig Halt zu geben.

Wir danken der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung für ihr Engagement, ihre Projekte und hilfreichen Tipps!

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(Autorin: Valerie Pagel)