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Corona-KiTa-Studie: Familienbildung und Angebote unterstützen

Nach zwei Jahren Pandemie-Alltag sind die Herausforderungen für Familien und Eltern nicht kleiner geworden. Täglich nehmen neue Einschränkungen und Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wieder zu. Somit bleiben die beruflichen und finanziellen Unsicherheiten für Eltern und ihre Kinder groß. Doch diese Herausforderungen sind nur ein Tröpfchen auf dem heißen Stein. In Fragen zur Erziehung und Betreuung des Kindes war die Nachfrage nach Informations- und Unterstützungsbedarf auch vor der Pandemie groß und doch selten verfügbar. In der Corona-KiTa-Studie wird deutlich, dass sich dieses Problem auch auf die Nachfrage der Eltern auswirkt. Wie Familien Unterstützung erfahren können und welche Rolle dabei KiTas als Anlaufstelle spielen, hat die Corona-KiTa-Studie in ihrem sechsten Quartalsbericht ausgewertet.

Welche Angebote stehen Familien zur Verfügung?

Grundsätzlich wurde gesetzlich gemäß § 16 Abs. 2 SGB VIII festgelegt, dass sich das unterstützende Angebot an alle Familien in jeder Lebenslage richtet. Insbesondere sollen sich die Angebote am Alltag, den Erfahrungen, Interessen und Bedürfnissen von Familien ausrichten. Dazu gehören z. B. die Beratung in allgemeinen Fragen der Erziehung, aber auch Angebote der Familienfreizeit oder -erholung. Diese Leistungen werden auch primärpräventive Leistungen genannt.

Darüber hinaus stehen Eltern in belastenden Lebenslagen auch weitere Hilfsangebote zu, wie Hilfen zur Erziehung oder sozialpädagogische Familienhilfen (vgl. § 27 SGB VIII und § 31). Es gibt ein breites Spektrum an Angeboten.

Welche familienunterstützenden Angebote werden während der Corona Pandemie in Anspruch genommen?

Dabei stellt sich nicht nur die Frage, welche dieser Angebote in Anspruch genommen werden, sondern welche Rolle Beratungs- und Unterstützungsangebote durch die Kindertagesbetreuung spielen.

Die Corona-Kita-Studie verzeichnet dazu das Ergebnis, dass im Zuge der Pandemie weit über die Hälfte der befragten Eltern kein Unterstützungs- oder Hilfsangebot in Anspruch nahmen.

Weshalb wurden nur wenig Angebote in Anspruch genommen?

Allerdings gab ein Anteil der befragten Familien auch an, dass sie gerne ein Angebot in Anspruch genommen hätten, es aber kaum Angebote in ihrem Umfeld gab oder sie es aus anderen Gründen nicht nutzen konnten. Dazu zählen ärztliche oder psychologische Beratung für Eltern (10%) oder für Kinder (4%) und sonstige Hilfen (7%).

Besonders aber sind es niedrigschwellige Familienbildungs- und Förderangebote wie Elternkurse, Elterncafés oder Angebote in Familienzentren (20%), die genutzt werden möchten. Aber auch die Beratung in einer Erziehungsberatungsstelle (9%) oder durch die Kindertagesbetreuung (11%) gehören dazu.

Eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten der Beratungsstellen.

Durch Kontaktbeschränkungen und Distanzmaßnahmen wurden weite Bereiche der Kinder- und Jugendhilfe eingeschränkt. Es erforderte Einfallsreichtum und alternative Kontaktformen der Beratungsstellen, z.B. durch telefonische oder schriftliche Beratung. Leider musste zeitweise der Kontakt gänzlich eingestellt werden (vgl. Mairhofer et al. 2020).

Die Corona Beschränkungen führten dazu, dass es die Beratungs- und unterstützenden Leistungsangebote phasenweise nicht oder nur eingeschränkt gab. Weshalb Eltern daher angaben, dass kein bedarfsgerechtes Angebot für sie zur Verfügung stand.

KiTa als Ort des Vertrauens und niedriger Zugangsbarrieren.

Hingegen gaben 16 % der befragten Eltern an, eher die Beratung durch die Kindertagesbetreuung als das andere Angebot anzunehmen. Daraus lässt sich schließen, dass eine Unterstützung eher über Regelinstitutionen wie Kindertageseinrichtungen läuft. Offensichtlich ist die KiTa ein Ort, in dem Eltern bereits Kontakt und eine Vertrauensbeziehung zu den Betreuer*innen aufbauen können und somit Zugangsbarrieren niedriger sind (vgl. Niedersächsisches Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung 2005).

Insgesamt nahmen 27% der befragten Eltern mindestens eines der genannten Angebote in Anspruch.

Erlebte Belastung durch Kindererziehung begünstig Inanspruchnahme familienunterstützender Angebote.

Die Auswertung der Befragung zeigt, dass rund 32% (n = 1.184) der befragten Eltern sich gewünscht hätten, z. B. vom Kinderarzt oder der Kindertagesbetreuung genauer über familienunterstützende Angebote informiert zu werden.

Gerade die befragten Eltern, die bereits vor der Pandemie eines der genannten Angebote genutzt hatten, äußerten diesen Wunsch. Daraus lässt sich schließen, dass für Eltern oder andere Erziehungsberechtigte die Hemmschwelle kleiner ist, wenn sie bereits in der Vergangenheit erfolgreich eine Leistung in Anspruch genommen haben.

Größere Belastung und wenig Handlungsmöglichkeiten führen zu hohen Informationsbedarf.

Es zeigt sich deutlich, dass Eltern mit größeren Belastungsreaktionen (aufgrund der Betreuung und Erziehung des Kindes, größere Angst sich selbst mit SARS-CoV-2 zu infizieren) einen höheren Informationsbedarf haben. Das gilt auch für Eltern mit etwas älteren Kindern (z. B. im Kindergarten- oder Vorschulalter) und Familien, die in beengten Wohnverhältnissen und mit weniger Bewegungs- und Spielmöglichkeiten für das Kind in der Umgebung leben.

Beratungsgespräch als Türöffner für weitere Hilfeleistungen.

Die Auswertung der Corona KiTa-Studie zeigt, dass die Nutzung eines familienunterstützenden Angebots oder eines Beratungsgesprächs zum Türöffner zu anderen Kinder- und Jugendhilfeleistungen oder gesundheitsbezogenen Anlaufstellen (vgl. Nationales Zentrum Frühe Hilfen 2010) wird.

Dabei wird die erlebte Belastung durch die Erziehung und Betreuung des Kindes unter Pandemie Bedingungen als relevantes Kriterium für die Nutzung eines entsprechenden Angebot.

Höhere Belastung führt zur Nutzung der Angebote.

Das heißt, das Eltern mit einer höheren Belastung eher eine der geschilderten Leistungen nutzten als Eltern, die eine niedrigere Belastung hinsichtlich der Betreuung und Erziehung des Kindes hatten.

Fazit zur Studie.

Die Ergebnisse aus dem sechsten Quartalsbericht verdeutlichen die wichtige Funktion von Kindertageseinrichtungen nicht nur als Betreuungsinstitution oder wichtiger Lern- und Entwicklungsort für Kinder, sondern auch als niedrigschwellige Anlaufstelle für ratsuchende Eltern und andere Erziehungsberechtigte.

Zudem zeigten die Ergebnisse auch, dass eine bereits erfolgte Angebotsnutzung den Wunsch nach zusätzlicher Information über weitere Unterstützungs- oder Hilfeleistungen weckte. Somit wurde auch die Inanspruchnahme weiterer Angebote begünstigt.

KiTas werden zu Türöffnern für andere Fachstellen und Fachdienste und schaffen Möglichkeiten des Austauschs und der Vernetzung unter den Familien. Kindertagesstätten nach innen und außen zu öffnen oder sie zu Familienzentren weiterzuentwickeln sind Ansätze, die weiter unterstützt werden müssen.

> Mehr zu der Corona-Kita-Studie

> Einfach erklärt: Was bedeutet der Lockdown für Kinder?

(Autorin: Valerie Pagel)