Am 6. November 2022 feierte die Kinderoper „Pippi Langstrumpf” in der Komischen Oper Berlin Premiere. Wie erwartet in knallbunter Farbenpracht. Der Theatermusiker Franz Wittenbrink hat das berühmte Kinderbuch von Astrid Lindgren musikalisch umgesetzt, und die Schauspielerin Dagmar Manzel gab ihr Regiedebüt.
Auf dem Weg in die Oper gibt es noch Genörgel: Pippi Langstrumpf sei etwas für Babys und die Geschichten habe man schon hundertmal gehört. Die genervten Eltern ersparen sich die Frage, was der Nachwuchs an einem Sonntagnachmittag stattdessen machen möchte, denn die Gefahr ist groß, dass die Antwort etwas mit Computerspielen zu tun haben könnte.
Also vertraut man auf die Inszenierungskraft der Komischen Oper, die dem Nachwuchs wie jedes Jahr schon nach fünf Minuten die Sprache verschlägt. Und so war es dann auch. Kaum ertönten die ersten Klänge, blickten alle Kinderaugen im Saal gespannt auf den auf der Bühne herumtanzenden Farbkasten.
Vor lauter Pink, Grün und Gelb entgingen einem zunächst die großen Schuhe, die aus dem Boot der Hoppetosse ragten und Insidern direkt verrieten: Gleich kommt Pippi.
In der 100-minütigen Spielzeit mit einer 30-minütigen Pause fehlte es an nichts: Pippi durfte Kinder auf Bäume werfen, die Polizei an der Nase herumführen, den Kopf beim Nachmittagskaffee in eine Sahnetorte tunken und ihr Gold verschenken. Auch Frau Prysselius (Bernd Stempel vom Deutschen Theater) mühte sich, wie in der Buchvorlage von Astrid Lindgren, vergebens ab, das Halbwaisen-Kind in einem Kinderheim unterzubringen.
Was war anders als in der schwedischen Vorlage? Viele Beats und schmissige Hymnen rockten das Gebäude der Komischen Oper. Kein Dorf-Idyll, sondern Berlin-Vibes pur.
„Was hat dir denn am besten gefallen?“, fragt eine Mutter ihren fünfjährigen Sohn.
Während der kleine Bruder noch überlegt, antwortet die 10-jährige Schwester prompt: „… dass Tommy und Annika noch sehr jung waren und dennoch so gut singen konnten. Und das Stück war sehr witzig. Der Geräuschemacher klang sehr cool und man konnte sogar mitmachen: Durch einfaches Klatschen klang es zum Beispiel, als würde es im ganzen Saal regnen.“
Für die Geräusche war Daniel Mandolini verantwortlich, der den Abend ebenso außergewöhnlich begleitete wie Herr Nilsson, eine Handpuppe von Dirk Baum, und das gepunktete Pferd Kleiner Onkel, das von Christoph Jonas gespielt und gesteppt wurde.
„Was hat dir denn nun am besten gefallen?“ Der kleine Besucher wischt sich den schokoladenverschmierten Mund ab und sagt: „Die Pralinen!“