9. Januar 2019 | Kultur | Impulsgespräche

Barrie Kosky

Barrie Kosky, seit 2012 Intendant und Chefregisseur der Komischen Oper Berlin, spricht im Interview über den Zusammenhang von Bildung und Kultur.

HHD Stiftung: Oper findet meistens im Opernhaus statt. Mit den Workshops, die Sie in Kooperation mit der Heinz und Heide Dürr Stftung nach dem Early Excellence-Ansatz anbieten, erweitert sich der Kreis bis in die Kindergärten, Schulen und Familien hinein. Was kann die Oper vermitteln, was auch außerhalb des Opernhauses für Kinder und ihre Familien wichtig sein kann?

Barrie Kosky: Durch die Musik spricht Oper uns und unsere Seele immer direkt an. Sie ist wohl die emotionalste und sinnlichste aller Kunstformen. Wer in die Oper geht – egal ob Kind oder Erwachsener –, durchlebt die unterschiedlichsten Gefühlszustände und erfährt somit eine Form emotionaler „Bildung“ – und zwar nicht alleine, sondern zusammen mit anderen Menschen. Wo gibt es so etwas sonst noch? Eine Gemeinschaft der Emotionen.”

HHD Stiftung: Bei den Willkommensklassen zu Peter und der Wolf geht es nicht nur um Musiktheater, sondern auch um Kultur. Inwiefern kann Musiktheater bei Kindern eine Brücke zwischen verschiedenen Kulturen bauen?

Barrie Kosky: Musiktheater überschreitet per se verschiedenste Grenzen – die Grenzen von Musik und Theater, von Sprache und Klang und vor allem von verschiedenen Kulturen. Denn die Oper hat eine italienische, eine französische, russische, slawische, englische, deutsche etc. Tradition. Dementsprechend besteht unser Ensemble aus Sänger*innen und Musiker*innen aus den unterschiedlichsten Ländern. Das hat auch mit der universalen Sprache der Musik zu tun, die Erwachsene wie Kinder anspricht und Brücken baut.

HHD Stiftung: Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre ersten Opernbesuche als Kind?

Barrie Kosky: Meine erste Oper war Madama Butterfly von Puccini. Meine Großmutter hat mich mit in die Oper genommen. Es war der Himmel für mich: Der Vorhang ging auf, und dahinter kam ein sehr traditionelles japanisches Bühnenbild zum Vorschein – mit Sonnenschirmen, Kimonos und Kirschblüten. Das würde ich natürlich heute niemals so inszenieren. Aber ich denke, dass jede Inszenierung heute ein Versuch darstellt, diesen Genuss, diese Energie und emotionale Berührung, die ich als Siebenjähriger in der Vorstellung empfand, wieder herzustellen.

Vielen Dank für das Gespräch.