31. Juli 2025 Stiftung

Lesepause 2025

Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

Aldous Huxley

Auch diesen Sommer empfehlen wir wieder pro Förderbereich sowie zusätzlich eine stiftungsrelevante Ferienlektüre für den Urlaub oder die Sommerwochen zu Hause.

Isa Baumgarten, die Vorstandsvorsitzende der Heinz und Heide Dürr Stiftung, empfiehlt die Biografie „A Different Kind of Power“ von und über Jacinda Ardern. Diese wurde im Alter von 37 Jahren zur 40. Premierministerin Neuseelands gewählt.

´Es war eine normale Gästetoilette‘. So beginnt der Prolog des Buches von Jacinda Ardern, die von 2017 bis 2023 als Premierministerin von Neuseeland agierte. Auf dieser Toilette bei ihrer Freundin wird Schicksal geschrieben. Hier entscheidet es sich, ob Jacinda Ardern als schwangere Frau ein verantwortungsvolles Amt antreten will. Sie tat es. In der Biografie „A Different Kind of Power“, die nun in Deutsch vorliegt, tauchen die Lesenden tief in das Leben von Jacinda Ardern ein. Eine Frau aus einfachen Verhältnissen mit Selbstzweifeln steigt in das höchste politische Amt ihres Landes auf. Besonders ist ihr anderes Verhältnis zur Macht. Empathie als Stärke. Politik mal anders gedacht im Sinne von Mitgefühl und Gemeinsinn. Prädikate, die vor allem auch Stiftungen zugeschrieben werden…

Schon die kostenfreie und umfangreiche Leseprobe zeigt, was die Widmung im Buch verspricht: „Für alle, die weinen, sich sorgen und andere umarmen.”

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Leseprobe: A Different Kind of Power Buchbestellung: A Different Kind of Power

Im Förderfeld „Bildung und Soziales” empfiehlt Felix M. Mayer, Koordinator und Fachberater Early Excellence für die Heinz und Heide Dürr Stiftung, das Buch „Kinder – Minderheit ohne Schutz. Aufwachsen in der alternden Gesellschaft” von Aladin El-Mafaalani, Sebastian Kurtenbach und Klaus Peter Strohmeier. Es wurde für den Deutschen Sachbuchpreis 2025 nominiert.

In „Kinder – Minderheit ohne Schutz“ analysieren die Autoren eindrucksvoll die Auswirkungen von struktureller Diskriminierung und institutionellem Versagen auf Kinder aus benachteiligten gesellschaftlichen Gruppen – insbesondere auf Kinder mit Migrationsgeschichte, aus armen Haushalten oder marginalisierten Communities. Das Buch beleuchtet dabei nicht nur individuelle Benachteiligung, sondern zeigt auch auf, wie sich diese systematisch durch Bildungseinrichtungen, das Jugendhilfesystem und die Gesellschaft zieht. Mithilfe von empirischen Daten und konkreten Fallbeispielen machen El-Mafaalani, Kurtenbach und Strohmeier sichtbar, wie wenig Schutz und Unterstützung diese Kinder erfahren, obwohl sie besonders auf ein starkes, unterstützendes Umfeld angewiesen wären.

Als Fachberater im Early Excellence-Ansatz sehe ich in diesem Buch eine wertvolle Grundlage, um unsere pädagogische Haltung zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Early Excellence bedeutet für mich, jedes Kind in seiner Einzigartigkeit zu sehen, seine Stärken zu erkennen und Bildungsprozesse gemeinsam mit den Familien partnerschaftlich zu gestalten – unabhängig von Herkunft, sozialem Status, individuellen Besonderheiten, Identität oder Sprache. Beim Lesen wurde mir erneut bewusst, wie sehr Kinder aus benachteiligten Lebenslagen oft im Schatten bleiben – nicht, weil sie weniger können, sondern weil unsere gesellschaftlichen Strukturen sie nicht ausreichend schützen. Gerade deshalb braucht es pädagogische Fachkräfte, die sensibel und bewusst handeln, die sich trauen, hinzuschauen, Fragen zu stellen und Haltung zu zeigen. Das Buch liefert mir nicht nur fachliches Hintergrundwissen über Diskriminierung und strukturelle Benachteiligung, sondern bestärkt mich auch in meinem Anspruch, Bildungseinrichtungen als Orte der Teilhabe, Gerechtigkeit und Chanceneröffnung mitzugestalten – ganz im Sinne von Early Excellence.

Ich empfehle dieses Buch (nicht nur) Fachkräften, weil es den Blick für die strukturellen Ursachen von Bildungsungerechtigkeit schärft und es dazu auffordert, den eigenen professionellen Beitrag zur Veränderung zu reflektieren. Es ist wissenschaftlich fundiert und verständlich geschrieben, hat eine hohe Praxisrelevanz und liefert eine wichtige Grundlage für Teamfortbildungen, Leitungskräfte oder Fachberater*innen, die eine inklusive Haltung fördern möchten.

Die kostenfreie Leseprobe und zahlreiche Buchbesprechungen sowie Interviews mit den Autoren geben einen guten, ersten Einblick in die Thematik. 

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Leseprobe: Kinder - Minderheiten ohne SchutzBuchbestellung: Kinder - Minderheiten ohne Schutz

Im Förderfeld „Kunst & Kultur” empfiehlt Mireille Kreklow, Stiftungsreferentin der Heinz und Heide Dürr Stiftung, im Rahmen der Erinnerungskultur das Buch "Stolpertexte: Literatur gegen das Vergessen." Es wurde 2024 vom Leo Baeck Institute New York Ι Berlin herausgegeben.

Auf Wunsch von Karoline Dürr, der Kuratoriumsvorsitzenden der Heinz und Heide Dürr Stiftung, haben wir den Kontakt zum Leo Baeck Institute New York Ι Berlin aufgenommen. Beim Austauschtreffen wurde uns das Buch „Stolpertexte” als kleines Geschenk überreicht.

In diesem Buch wird in literarischen Texten an das Leben und die Hoffnungen der Menschen erinnert, denen unter der Terrorherrschaft der Nationalsozialisten alles genommen wurde – ähnlich den Stolpersteinen in europäischen Städten. Dafür sind die Autorinnen und Autoren den Lebenszeugnissen deutscher Juden im Nationalsozialismus nachgegangen. Die persönlichen Dokumente, wie beispielsweise Memoiren, Briefe und Tagebücher, sind im Archiv des Leo Baeck Instituts gesammelt.

Markus Krah, Direktor des Leo Baeck Instituts New York bemerkt dazu: „Das Geschichtenerzählen ist von zentraler Bedeutung dafür, wie wir unsere Welt und uns selbst verstehen. Diese kurzen Texte laden Leserinnen und Leser ein, sich das Leben der Menschen vorzustellen, die Spuren in den Archiven des Leo Baeck Instituts hinterlassen haben.“

Während eines Gesprächs mit einem Bekannten aus dem Ausland kamen wir auf das Thema der deutschen Erinnerungskultur zu sprechen. Er ist der Meinung, dass die Deutschen in diesem Punkt übertreiben. Irgendwann ist doch auch mal gut. Diese Aussage hat mich sehr erschreckt und auch ziemlich wütend gemacht. Meiner Meinung nach wird es niemals gut sein, wenn es darum geht, an Menschen zu erinnern, die unter einem Regime leiden mussten und sogar den Tod fanden, nur weil sie einer anderen Ethnie oder Religion angehörten.

Mir ist bewusst, dass meine Empfehlung keine leichte Sommerlektüre ist. Gerade weil wir wieder in einer Zeit leben, in der totalitäre Regime erstarken, finde ich es wichtig, daran zu erinnern und aufzuzeigen, wie unmenschlich der Machthunger einzelner Personen das Leben vieler zerstören kann.

Der MDR hat aus dem Literaturprojekt „Stolpertexte“ ebenfalls einen bewegenden Podcast entwickelt.

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Buchbestellung: StolpertextePodcast: Stolpertexte

Im Förderfeld „Wissenschaft & Forschung” empfiehlt Katharina Middendorf, Leiterin der Kommunikation der Heinz und Heide Dürr Stiftung: „Mensch und Maschine – Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz“, Deutscher Ethikrat (2023).

Angesichts der breiten und öffentlichkeitswirksamen Berichterstattung über Künstliche Intelligenz (KI) und ihre Entwicklungen und Einsatzbereiche scheint KI in meiner Wahrnehmung häufig in einem stark generalisierten Kontext präsentiert zu werden. Während die einen KI hochjubeln, fürchten die anderen den Weltuntergang. Ein differenzierter Blick scheint vielerorts auch aufgrund mangelnder Kenntnis zu fehlen. Das könnte die bereits 2023 veröffentlichte, mehr als 400 Seiten starke Stellungnahme des Deutschen Ethikrats ändern. 

Darin wird anhand der vier Felder Medizin, schulische Bildung, öffentliche Kommunikation und Meinungsbildung sowie öffentliche Verwaltung deutlich gemacht, dass eine Beurteilung von KI immer kontext-, anwendungs- und personenspezifisch erfolgen muss. Die Stellungnahme ist eine lohnenswerte Lektüre, da der Ethikrat konkrete Empfehlungen ausspricht, die unseren jetzigen und zukünftigen Lebensalltag betreffen.

Wussten Sie zum Beispiel, dass der Ethikrat im Bildungssegment empfiehlt, dass "Im Sinne der Beteiligungsgerechtigkeit KI-basierte Tools Lernenden grundsätzlich auch für das Eigenstudium zur Verfügung stehen sollten" und dass im Bereich Medizin empfohlen wird, dass "bei durch empirische Studien sorgfältig belegter Überlegenheit von KI-Anwendungen gegenüber herkömmlichen Behandlungsmethoden sicherzustellen ist, dass diese allen einschlägigen Patientengruppen zur Verfügung stehen."? Es geht also um gleiche Chancen für alle. Diesen Blick finde ich auch deshalb herausstellenswert, weil neben der Gerechtigkeit auch die Chancen von KI thematisiert werden und nicht ausschließlich die Risiken, wie ich es beim Titel und der Aufgabe des Ethikrats zunächst erwartet hatte.

Es gibt zwar keine Leseprobe, dafür aber eine Pressemitteilung zur Veröffentlichung. Das Buch wird kostenfrei als Download angeboten oder ebenfalls kostenfrei als Buch versendet. In Kurz- als auch in Langform. 

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Buchbestellung: Mensch und MaschinePressemitteilung: Mensch und Maschine

Lesetipps als Podcast

Isa Baumgarten, Felix M. Mayer, Mireille Kreklow und Katharina Middendorf stellen ihre Buchempfehlungen auch im ImpulsCast der Heinz und Heide Dürr Stiftung vor:

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