Theater unterm Dach
Das Theater unterm Dach (TuD) ist ein Produktions- und Aufführungsort für zeitgenössisches Sprechtheater aus Berlin, das die Förderung von Autor*innen und Regisseur*innen ebenso wie die Unterstützung von frei arbeitenden Schauspieler*innen und Ensembles ins Zentrum ihres Engagements setzt. Jährlich werden bis zu 12 Premieren zeitgenössischer Stücke, Uraufführungen und Stückentwicklungen präsentiert.
Mit dem Stück "Fast ganz die Deine - Monolog und Songs über die Liebe in der Moderne" bringt das Theaterkollektiv Polyformers im September 2023 den autobiografischen und einzigen veröffentlichten Text der Französin Marcelle Sauvageot auf die Bühne. Die bemerkenswert zukunftsweisenden Themen wie Geschlechtergerechtigkeit und die Überwindung heteronormativer Lebens- und Liebesentwürfe inszeniert das Theaterkollektiv, indem es den Text der französischen Autorin mit Songs und Fremdtexten aus der feministischen Literatur sowie Interviews mit jungen Frauen von heute kombiniert.
Das Theaterstück "Der Uteruskomplex - Ein Schauprozess" von Marie Sophie Rautenberg basiert auf einer Reihe von Interviews mit Menschen, die direkt oder indirekt von den sogenannten "Memminger Prozessen" 1988-1989 betroffen waren. Im Mittelpunkt stehen die Erzählungen von Frauen, die vor Gericht über ihren Schwangerschaftsabbruch aussagen mussten, und von Frauen, die heute in Deutschland einen Schwangerschaftsabbruch erlebt haben. Das Stück verbindet die persönlichen Geschichten mit dem juristischen und politischen Diskurs und zieht so 152 Jahre nach Einführung des §218 StGB eine Bilanz der Debatte um Schwangerschaftsabbruch und Gleichberechtigung.
"Die Wohlpräparierte Frau" von Susanne Jansen in der Regie von Stephan Thiel wurde im April 2016 uraufgeführt. Das Stück handelt vom absurden Streben nach Selbstoptimierung in der Wohlstandsgesellschaft angesichts einer Welt voller Krieg und Hunger. Es zeigt unpolitische Menschen im Ausnahmezustand. Sie erkennen die Ursachen und ihre eigene Verstrickung erst, als es zu spät ist.
"#CIRCE Schatz, ich hab die Daten verschenkt!" von Mirko Böttcher wurde im November 2015 im Theater unterm Dach uraufgeführt. Das Stück beschäftigt sich mit dem Szenario der digitalen Totalüberwachung und versucht herauszufinden, welche Spuren der digitale Stempel im Menschen hinterlässt.
Im Oktober 2014 bringt Reto Kamberger "Nach der Arbeit" auf die Bühne des Theater unterm Dach, ein Stück über das Verhältnis von Mensch und Arbeit mit der Frage, was übrig bliebe, wenn man die Arbeit aus seiner Lebensgeschichte streichen würde. Das setzt den Tod der Arbeit als Ausgangsszenario der Inszenierung, verbunden mit der Frage, ob es auch gelingen könnte, die Arbeit unter bestimmten Bedingungen wieder zum Leben zu erwecken.
„Patentöchter“ von Mirko Böttcher, die Theaterfassung des gleichnamigen Buches von Corinna Ponto und Julia Albrecht, wurde im November 2013 uraufgeführt. Julia Albrecht, Patentochter von Jürgen Ponto, und Corinna Ponto, Patentochter von Hans-Christian Albrecht, begegnen sich auf der Bühne als Opfer- und Täterangehörige. Vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen Geschichte setzen sie sich mit dem RAF-Attentat von 1977 auseinander und stellen die Frage nach der Verantwortung für das Geschehene.
In "Integrare heißt Erneuern!", das im September 2012 Premiere feierte, lässt Reto Kamberger vier Figuren aufeinandertreffen: eine Frau aus dem Osten, einen türkischen Migranten, eine nach Berlin gezogene Schwäbin und einen jungen West-Berliner. Es geht um Überzeugungen und Kinder, um Austausch und Enttäuschung - und auch um die Berliner Mauer, verbunden durch das Gefühl, dazuzugehören oder nicht.