Das Theaterkollektiv POLYFORMERS inszeniert den autobiografischen und einzigen veröffentlichten Text der französischen Schriftstellerin Marcelle Sauvageot im Theater unterm Dach unter dem Titel "Fast ganz die Deine".
In ihrem Text beschreibt Sauvageot aktuelle Diskurse rund um Geschlechtergerechtigkeit und das Hinterfragen heteronormativer Lebens- und Liebesentwürfe. In der Inszenierung dessen stellt sich das Theaterkollektiv die Frage: „Wie viel hat sich in den letzten 90 Jahren seit der Veröffentlichung des Textes verändert und was besteht der Gesellschaft noch vor?“
In der performativen Annäherung an diese Frage kombinieren die POLYFORMERS den Text von Sauvageot mit anderen feministischen Songs, literarischen Texten und Interviews mit jungen Frauen, die aktuelle Einblicke in die Fragestellung des Stücks geben.
„Ist der, für den man geschaffen ist, nicht der, für den geschaffen zu sein man annimmt?“
(Auszug auf dem Stück)
Das Stück handelt von einer Protagonistin, die ein Sanatorium besucht, da sie schwer krank ist, und sich von ihrem Geliebten verabschieden muss. Dann erreicht sie die Nachricht, dass ihr Geliebter heiraten wird. Die Freundschaft soll dennoch bestehen bleiben. Die Protagonistin beginnt, ihre romantische Liebe mit ihrem einstigen Geliebten zu reflektieren, und begibt sich mit ihren Abschiedsbriefen auf eine Erkundungsreise.
In diesen Briefen hinterfragt sie die allgemeine Definition von Liebe und Beziehung als gesellschaftliches Konstrukt. Durch diese Reflexion durchläuft die Protagonistin eine Transformation. Sie beginnt, ihre Vergangenheit zu bewältigen und ihre Gegenwart anzunehmen.
Die Briefe vom 7. November und 24. Dezember 1930 wurden nie abgeschickt und schließlich posthum veröffentlicht. Sie beschreiben Marcelle Sauvageots tief empfundenes Wissen um soziale Ungleichheit und strukturelle Abhängigkeit in einer patriarchal geprägten Welt. Zudem sind sie der Versuch, Selbstermächtigung in der eigenen Sprache zu finden.
POLYFORMERS ist ein Kollektiv für freie Theaterprojekte, das aus Lene Gaiser, Sarah Methner und Fabian Rosonsky besteht. Seit 2021 realisieren sie gemeinsam freie Theaterproduktionen. Für die Live-Musik ist Almut Lustig zuständig. Das Spektrum reicht von Monologadaptionen kaum etablierter Textvorlagen bis hin zu Stückentwicklungen zu gesellschaftlich-politischen Themenkomplexen. Dabei setzen sie Schwerpunkte auf recherchebasierte, dokumentarische Ansätze, interaktive Formate und die Arbeit im ländlichen Raum.