27. März 2025 | Bildung

CommunityTALK mit Aladin El-Mafaalani

Am 18.02.2025 widmete sich das Bundesforum Familienzentren, ein Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung GmbH (DKJS) im CommunityTALK der Relevanz von Familienzentren und der dringenden Notwendigkeit, Familien gezielt zu unterstützen und zu entlasten. Der zentrale und im Anschluss diskutierte Impuls wurde gesetzt von Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani, Inhaber des Lehrstuhls für Migrations- und Bildungssoziologie an der TU Dortmund.

Der Early Excellence-Ansatz greift diesen zentral diskutierten Gedanken in mehrfacher Hinsicht auf.  Insbesondere die 2. Säule des aus England stammenden Ansatzes der frühkindlichen Bildung „Eltern*) sind Expert*innen ihrer Kinder“ unterstreicht die Wichtigkeit einer gelingenden Erziehungspartnerschaft zwischen Familien und pädagogischen Fachkräften. Darüber hinaus konkretisiert die 2. Säule bereits Maßnahmen zum Wohl des Kindes, wie neben den Entwicklungs- und Tür- und Angelgesprächen auch weiterführende Angebote zum Empowerment von Familien. Die daran anknüpfende 3. Säule des Early Excellence-Ansatzes „Einrichtungen öffnen und vernetzen sich“ beschreibt die Notwendigkeit, dass die klassische Elementarpädagogik nicht nur Hand in Hand mit einer wertschätzenden Elternbeziehung gehen muss, sondern auch die Unterstützung durch Familienzentren mitgedacht werden muss.

*) Mit Eltern sind alle Personen einer Verantwortungsgemeinschaft gemeint

Mit seinem Impuls, dass wenn man den Familien noch mehr abverlangt, alle zusammenbrechen, widerspricht er entschieden der Forderung aktueller politischer Debatten, dass Familien sich wieder mehr engagieren müssten.

Stattdessen, so El-Mafaalani, müssten die Institutionen noch mehr als bisher übernehmen, um die Familien zu entlasten: 20 bis 50 Prozent der Aufgaben der Familien sollten durch Institutionen ersetzt werden. Diese Erkenntnisse sind sehr deutliche Argumente für die im Early Excellence-Ansatz geforderte Weiterentwicklung der Kita zum Familienzentrum und bestärken uns in dem Bemühen, die klassische Elementarpädagogik um die Säulen 2 und 3 zu ergänzen, d.h. sie eng mit einer wertschätzenden Zusammenarbeit mit den Familien zu verknüpfen und dort, wo es notwendig ist, den Familien im Familienzentrum Unterstützung anzubieten.

Zahlreiche Studien zeigen zum einen, dass der Stress in den Familien zugenommen hat, nicht zuletzt, weil ein Gehalt oft nicht ausreicht und beide Elternteile erwerbstätig sind und Armutsrisiken und Armutsstrukturen zunehmen. Zum anderen wird deutlich, dass Familien aufgrund der demografischen Entwicklung nicht auf Dauer füreinander sorgen können, auch Krankheitsfälle hebeln teilweise ad hoc das gesamte Versorgungssystem aus. Solidarische Strukturen fehlen, Netzwerke, Kirchen, Gewerkschaften, Nachbarschaftshilfe - all diese Unterstützungsstrukturen nehmen ab.

Darüber hinaus gab es in der Geschichte Deutschlands mit 30 Prozent (West: 33%, Ost: 11%) nie einen so großen Teil von Familien mit Migrationsbiografie.

Bei Rentner*innen nur 14%, Babyboomer: 19% und unter 5-Jährige: 43%. Das bedeutet für eine exemplarische Grundschulklasse mit 25 Kindern in einer westdeutschen Großstadt: 60% Migrationshintergrund: 15 Kinder - davon 9 mit deutscher und 6 ohne deutsche Staatsbürgerschaft, aus 11 Ländern, mit 8 Religionszugehörigkeiten, 12 Sprachen. Einige Kinder sprechen bis zu 4 Sprachen, bei einigen ist Deutsch davon die letzte, die gelernt wurde.

Der Begriff "Migrationshintergrund" ist hier übrigens wenig hilfreich, da diese Gruppe sehr viel vielfältiger ist als die Gruppe ohne Migrationshintergrund. Es müssen daher differenziertere Fragen gestellt werden, die nicht Migration, sondern Diversität in den Blick nehmen: Was müssen Institutionen und Professionen können, um die Potenziale dieser Superdiversität zu nutzen? Welche Differenzkategorien sind wofür sinnvoll?

Um familienunterstützende Angebote zu entwickeln und vorzuhalten ist eine enge Zusammenarbeit der Institutionen und der Familien nötig. Vor allen Dingen braucht es aber auch den politischen Willen und die nötigen Rahmenbedingungen und Ressourcen dazu. 

Es bleibt also spannend, wie die Entlastung von Familien, barrierefreies Lernen und das Wohlbefinden von Kindern zusammengehen können.

„Familien müssen entlastet werden.“

Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani

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