Mit einem zweitägigen Veranstaltungsprogramm wurde am 25./26.03.2023 die „Werkstatt Exilmuseum“ in der Fasanenstraße 24 eröffnet. Die Werkstatt Exilmuseum ist der neue Interimsstandort, der allen Interessierten bei Führungen durch das Haus, Kurz-Workshops, Theaterperformances, Filmvorführungen, Lesungen und Gesprächen Einblicke in das entstehende Exilmuseum und den damit zusammenhängenden Entwicklungsprozess bietet.
Ein Ziel des Standortes ist es, die Lebensgeschichten der Exilierten mithilfe szenografisch gestalteter Themenräume und verschiedener medialer Zugänge zu vermitteln. Dabei wird der Blick sowohl in die Vergangenheit als auch in die Gegenwart gerichtet, indem auch Menschen portraitiert werden, die aktuell im Exil leben.
Im Labor der Werkstatt Exilmuseum konnten die Besucher*innen bereits bei der Eröffnung ihre eigenen Impulse und Rezeptionen einbringen. Dieser gemeinsame Austausch zeigt, wie vielseitig und oft auch widersprüchlich der Begriff „Exil“ mit Bedeutungen versehen wird: Von Entwurzelung und Unklarheit bis hin zu Hoffnung, Neuanfang und Zuversicht – Exil ist nie nur das Eine.
Aus Zitaten geflüchteter Menschen lernen die Besucher*innen, dass weniger der historische Kontext und die zeitliche Einordnung, sondern der persönliche und emotionale Bezug Fluchterfahrungen miteinander verbindet. Im eigenen Studio entstanden Interviews und Filme mit Zeitzeug*innen, die vor der Judenverfolgung im Dritten Reich flohen, sowie mit Menschen, die aus aktuellen Kriegsgebieten fliehen mussten.
Die Stiftung Exilmuseum möchte mit persönlichen Gegenständen in der Ausstellung Menschen dazu einladen, die Geschichten hinter den Namen, Kontexten und Daten kennenzulernen. Dabei werden nicht nur Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur und Politik erwähnt. Ebenso werden Geschichten von Unbekannten erzählt, die sonst vielleicht für immer in Vergessenheit geraten wären.
Zu Gast bei der Eröffnung waren der ukrainische Theatermacher Pavlo Arie und Schauspieler*innen des Berliner Ensembles. In ihrer Performance erzählen die ukrainischen Künstler*innen von ihren persönlichen Fluchterfahrungen. Sie stellten Bezüge zu historischen und künstlerischen Texten geflüchteter Menschen her und schufen so eine Verbindung zwischen den Exilerfahrungen von damals und heute.
Pavlo Arie trug eigene Texte über seine Flucht aus der Ukraine im Jahr 2022 vor und stellte sie Ausschnitten aus Lion Feuchtwangers Roman „Exil” gegenüber. In ihrer schmerzlich-intimen Performance sang die ukrainische Sängerin Mavka Brecht-Lieder und brachte diese mit ihren Fluchterfahrungen seit dem Tag des Kriegsausbruchs in der Ukraine im Jahr 2022 in Verbindung.
Die Werkstatt Exilmuseum ist ein Ort, der Austausch und Impulse für die eigene Reflexion ermöglicht. Er verdeutlicht, wie wichtig die Erfahrbarkeit jeder einzelnen Fluchterfahrung ist. Sie regt zur persönlichen Auseinandersetzung mit Exil und Flucht an, um einander anzunähern und Ausgrenzung zu verhindern.
Die Werkstatt Exilmuseum ist jeden Donnerstag von 15 bis 18 Uhr geöffnet.