Mit der leuchtenden Textskulptur "I Don’t Have Another Land" startet die Stiftung Exilmuseum Berlin eine neue Ausstellungsreihe am Anhalter Bahnhof. Dieser von Flucht, Exil und Deportation geprägte Ort wird nun durch künstlerische Impulse neu belebt.
Ruth Ur, die neue Direktorin der Stiftung, möchte mit temporären, wechselnden künstlerischen Installationen die Auseinandersetzung mit diesem besonderen Ort anregen. Den Auftakt macht der schottische Künstler Nathan Coley mit seiner Arbeit „I Don’t Have Another Land“. Ziel der Reihe ist es, den weitgehend unterschätzten Erinnerungsort neu erfahrbar zu machen und historische Erfahrungen des Exils mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen in Beziehung zu setzen.
Der Anhalter Bahnhof war einst einer der bedeutendsten Bahnhöfe Europas. Ab 1933 wurde er zu einem zentralen Ausgangspunkt für Menschen, die vor dem nationalsozialistischen Regime ins Exil fliehen mussten, darunter Jüdinnen und Juden, Künstler*innen, Intellektuelle und politisch Verfolgte. Zwischen 1941 und 1943 wurden von hier aus zudem mehr als 9.600 Berliner Jüdinnen und Juden in Ghettos und Konzentrationslager deportiert. Heute steht nur noch das beeindruckende Eingangsportal. Im Rahmen des neuen Programms soll es zu einem lebendigen Erinnerungs- und Kulturort weiterentwickelt werden.
Der Künstler Nathan Coley stieß Mitte der 2000er-Jahre in Jerusalem auf das Graffiti, das seinem Werk den Titel gibt. Die Aussage „I Don’t Have Another Land” bleibt bewusst offen und verweist sowohl auf historische Erfahrungen von Heimatverlust als auch auf gegenwärtige Debatten um Zugehörigkeit und Identität. Coley versteht seine Skulpturen als Angebote, die im öffentlichen Raum wirken und unterschiedliche Reaktionen zulassen – Zustimmung wie Widerspruch.
Nathan Coley (* 1967 in Glasgow) ist international für seine Arbeiten bekannt, die gesellschaftliche Fragen im öffentlichen Raum thematisieren. Seine Werke wurden unter anderem in der Tate Modern in London, im Kunstverein Freiburg und im Scheepvaartmuseum Amsterdam gezeigt. 2007 war er für den Turner Prize nominiert. Die Installation „I Don’t Have Another Land“ wurde bereits in Charleston, in der Eastbourne City Library sowie zuletzt in Prizren im Kosovo präsentiert – jeweils an Orten, die selbst von historischen Umbrüchen geprägt sind.
Die Ausstellungsreihe „An der Ruine“ wird unterstützt durch die Stiftung Exilmuseum Berlin in Kooperation mit der Deutschen Bahn AG und der Heinz und Heide Dürr Stiftung.



