Als Koordinatorin des Programms Stadteilmütter / Stadtteilväter der Stadt Hannover, das eng mit dem Programm Familienzentren der Stadt Hannover zusammenarbeitet, setzt sich Julia Lohse für einen respektvollen und gleichberechtigten Umgang von Familien ein. Ebenso ist ihr der Early Excellence-Ansatz kein Fremdwort für sie und spiegelt sich auch in ihrer persönlichen Lebenshaltung wider. Wir freuen uns sie nun als Fachberaterin für Early Excellence in unserem Team der Region Nordwest begrüßen zu können und haben ihr zu ihrer Arbeit 3 Fragen gestellt...

1. Sie sind im Bildungsprojekt „Stadtteilväter und Stadtteilmütter“ der Heinz und Heide Dürr Stiftung aktiv. Was war hier ihr bewegendstes Ereignis?

Julia Lohse: "Mein bewegendstes Erlebnis war der Fachtag am 19.09.2019 zum 10- jährigen Jubiläum des STM/V Programms. Es war eine große Veranstaltung im Congress Centrum Hannover. Dort habe ich in meiner Rolle als zuständige Programmkoordinatorin die statistischen Daten sowie die Erfolgsgeschichte dieses Programmes in Hannover vorgestellt. Gemeinsam mit den mittlerweile 55 Stadtteilmütter und 3 Stadtteilväter (Stand 2021) auf der Bühne zu stehen und die Statistik den geladenen Gästen vorzustellen, erfüllte mich mit Stolz. Die Akteur*innen des Programms haben gemeinsam mit mir eindrucksvoll durch den kreativen Einsatz von Luftballons, Plexiglasröhren, Pappschildern unsere gelungene Arbeit dargestellt. Es wurden stadtweit im Zeitraum eines Jahres 10.000 Menschen erreicht. Viele Angebote und Aktivitäten wurden in den Familienzentren und den Stadtteilen durchgeführt. Die Arbeit der STM/V leistet einen wichtigen und wertvollen Beitrag zum kulturellen Brückenbau für die Familien in den Stadtteilen. Der Applaus und die Wertschätzung, die den STM/V im Anschluss der Präsentation begegnete, werde ich nicht vergessen. Ich bin sehr dankbar ein Teil dieses erfolgreichen und wertvollen Programmes zu sein."

2. Wann sind Sie das erste Mal auf Early Excellence aufmerksam geworden und warum?

Julia Lohse: "2013 habe ich in einer Kita gearbeitet, die sich auf den Weg gemacht hat ein Familienzentrum zu werden. Meine Stelle als Koordinatorin bot mir viele Anknüpfungspunkte zum Early Excellence- Ansatz. Parallel hatte ich das berufsbegleitende Studium der Sozialen Arbeit aufgenommen. In der Weiterbildung zur EE- Beraterin konnte ich meine praktischen Erfahrungen und mein Fachwissen zum Early Excellence-Ansatz weiterentwickeln. Die Auseinandersetzung mit der Theorie im Studium und der Weiterbildung sowie den Erfahrungen aus der Praxis ermöglichte mir den Early Excellence-Ansatz mit all seinen Instrumenten in meine Arbeit einfließen zu lassen. Im Laufe der Zeit ist mir der ressourcenorientierte und positive Blick auf Menschen, die mir beruflich und privat begegnen, in „Fleisch und Blut“ übergegangen. Dafür bin ich sehr dankbar. Die Haltung des Early Excellence-Ansatzes: „Jeder Mensch ist einzigartig und verdient einen wertschätzenden Umgang und eine respektvolle Ansprache“ ist zu einer meiner Maximen geworden. Ein wertschätzender und respektvoller Umgang erscheint mit in jeder Begegnung absolut grundlegend und wesentlich für jede Art von Entwicklung."

3. Was leistet Ihrer Meinung nach die Heinz und Heide Dürr Stiftung für die Gesellschaft?
    
Julia Lohse: "Die Heinz und Heide Dürr Stiftung leistet einen wichtigen Beitrag für ein interkulturelles Miteinander. Durch ihr Engagement und das Bereitstellen von finanziellen Mitteln können Brücken entstehen, die für Menschen mit Migrationsgeschichte eine Chance auf Bildung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben bietet.
Zum Beispiel können durch den niedrigschwelligen Zugang in die Tätigkeit als STM/V in einem Familienzentrum Hürden abgebaut werden, die ansonsten den Einstieg in die Berufswelt erschweren. Die Sprachbarrieren, die vielleicht den Alltag schwierig machen, werden hier zur absoluten Ressource. Im Kontakt mit anderen Familien bekommen sie Selbstvertrauen, lernen ihre Stärken und Ressourcen kennen und helfen Familien, die wie sie vielleicht eine Zuwanderergeschichte haben. Sie werden Expert*innen für auftretende Anfangsschwierigkeiten, Begegnungen mit Behörden sowie dem Ausfüllen von Formularen. Sie erleben sich als selbstwirksam und hilfreich. Durch das aufgebaute Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten können sie Schritte zur Weiterqualifizierung gehen und können sich dann auf den freien Arbeitsmarkt begeben. Die Heinz und Heide Dürr Stiftung trägt also auf vielen Ebenen zu diesen Entwicklungen bei und leistet im Kleinen wie im Großen einen zentralen Beitrag für unsere Gesellschaft."

Vielen Dank für das spannende Gespräch!

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