Prof. Dr. Jörn Oliver Sass ist Professor für Bioanalytik und Biochemie im Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften und im Institut für funktionale Gen-Analytik an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Der Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit liegt auf der Forschung zu seltenen genetisch bedingten Stoffwechselstörungen. Da haben wir natürlich einige Fragen...

1. Wann gilt ein genetischer Defekt als „selten?“

Jörn Oliver Sass: “In Europa spricht man von einer seltenen Krankheit bei einer Krankheitshäufigkeit (Prävalenz) von höchstens 1:2000. Da es aber tausende von seltenen Krankheiten gibt, von denen die meisten genetisch bedingt sind, geht man in Deutschland von geschätzt vier Millionen Menschen mit seltenen Krankheiten aus und in der Europäischen Union von 30 Millionen.”

2. Wie würden Sie einem sechsjährigen Kind erklären, was Sie machen?

Jörn Oliver Sass: "Im Körper wird ständig etwas aufgebaut und abgebaut. Manchmal sind Menschen krank, weil im Aufbau oder Abbau etwas nicht richtig abläuft. Dann ist oft von bestimmten Stoffen zu viel oder zu wenig da, und manche Vorgänge sind gestört. Wir versuchen festzustellen, was da los ist und warum eine solche Störung krank machen kann. Das ist wichtig, weil Ärzte das wissen müssen, um Kranke richtig zu behandeln und ihnen dadurch zu helfen."

3. Haben Sie eine Idee, wie man in der Gesellschaft den Stellenwert von Forschung stärker verankern könnte?

Jörn Oliver Sass: "Förderung frühzeitigen fachgebundenen (Chemie, Physik, Biologie) naturwissenschaftlichen Schulunterrichtes (fachübergreifend nur in der Primarstufe).
Wer über solide Grundlagen verfügt (und nicht nur über Halbwissen), kann naturwissenschaftlich-technische Veränderungen und ihre Relevanz für die Gesellschaft viel besser einordnen. Förderung von Formaten wie Sachgeschichten/ Wissensfilmen in „Die Sendung mit der Maus“ und naturwissenschaftlich-technische Museen, in denen Kinder selbst Zusammenhänge erkunden können."

Vielen Dank für das spannende Gespräch!

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