Als Gründer der gemeinnützigen Initiative appliedAI ist Dr. Andreas Liebl ganz nah dran an der Zukunftsmusik, die schon längst Gegenwart ist. Dabei ist es appliedAI wichtig, ein positives Bild von Künstlicher Intelligenz (KI) zu stärken und eine rasche Implementierung zu begünstigen. KI ist eine der Triebfedern der Digitalsierung und damit technisch wie ethisch hochgradig spannend.

1. Können Sie KI kurz oder in wenigen Sätzen beschreiben?

Andreas Liebl: “Künstliche Intelligenz, kurz KI, ist eine grundlegende Technologie wie das Internet – nur sehr viel mächtiger. Es geht es darum, dass Maschinen Fähigkeiten besitzen, die wir bisher nur von Lebewesen, wie dem Menschen, kannten. Ganz vereinfacht gesagt, geht es darum, dass Maschinen lernen vorherzusagen und abzuleiten. Das heißt beispielsweise, dass ein Objekt auf einem Bild erkannt wird, obwohl dieses Bild noch nie vorher von der Maschine “gesehen” wurde. Es kann aus anderen ähnlichen Bildern ableiten, dass es mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit das gleiche Objekt ist. Maschinen lernen daher “Sehen”, “Hören”, “Sprachverständnis”, “Bewegung”, “Kognition” und “Interaktion”. Diese Fähigkeiten sind ähnlich die des Menschen, allerdings kommen sie vollkommen anders zu Stande, weshalb man weiterhin nicht von menschlichen Sinnen auf Maschinen schließen darf.

Wissensarbeit wird durch KIs automatisiert. Das hat natürlich Konsequenzen für die Gesellschaft, die Arbeitswelt und das Miteinander. Viele Aufgaben werden dort künftig von KIs durchgeführt werden. Bestimmte Tätigkeitsfelder werden teilweise, andere sogar komplett verschwinden und ganz neue werden entstehen. Es kommt also eine Zeit ganz fundamentalen Wandels auf uns zu, in der KI unser aller Leben beeinflussen wird. Dieser Wandel ist unausweichlich.”

2. Gibt es Ideen, den Menschen die Angst vor KI zu nehmen? Und wenn ja welche?

Andreas Liebl: “Ja, durchaus. Menschen haben meist Angst vor dem, was sie nicht verstehen. Bei jeder technologischen Revolution in der Geschichte war das bisher so. Da gab es erst einmal Besorgnis und Verunsicherung in der Bevölkerung. KI ist wieder so ein Fall. Sie kann uns enorm bereichern, wir müssen uns nur jetzt über die Rahmenbedingungen und Anwendungsmöglichkeiten dieser Technologie klar werden, um diese, entsprechend unseren ethischen Ansprüchen, aktiv mitzugestalten. appliedAI kümmert sich darum, dass möglichst viele Menschen ganz schnell praktische Erfahrung mit dem Thema KI sammeln können und leistet Aufklärungsarbeit. Unternehmen setzen KI bisher kaum ein. In den meisten Fällen fehlen Fachkräfte bzw. Wissen. Viele sind schon sensibilisiert für das Thema, wissen aber nicht wie sie starten sollen und ihre Mitarbeiter auf das KI-Zeitalter vorbereiten können. Deshalb gibt es bei uns Einführungsveranstaltungen und Workshops, zum Beispiel einen appliedAI KI-Intro Workshop. Jeder Mitarbeiter sollte künftig ein gewisses Grundverständnis für diese neue Technologie mitbringen und wissen wie er diese als befähigendes Werkzeug einsetzen kann. Zudem muss der Diskurs in der breiten Öffentlichkeit geführt werden, hier sind auch die Medien und die Politik gefordert. Wir publizieren regelmäßig Übersichtsmaterialien und Paper zum Thema Künstliche Intelligenz.”

3. Was ist Ihr liebster Spielfilm zu KI und warum?

Andreas Liebl: Eine Frage die eine längere Antwort verdient - weil gleich mehrere Filme großartige Denkanstöße geben. Zuletzt hat mich besonders "Ex Machina" bewegt in dem der Turing-Test als zentrale Prüfung für KIs auf die Probe gestellt wird. Der Film provozierte für mich viele spannende Fragen. Beispielsweise die Testbarkeit einer KI durch den Turing-Test. Aber auch das Control-Problem oder auch die Herausforderung der überlappenden Zielfunktionen. Wo "Ex Machina" sich auf eine spezifische Frage stürzt, thematisiert "Ghost in the shell" das große Bild bei dem die Verschmelzung zwischen Mensch, Maschine, und KI bereits vollzogen ist. Aktuell sind auch in "Black Mirror" hervorragende und spannende Ideen zu finden. Für mich war die Episode "Weiße Weihnacht" ein Meisterwerk das auf vielerlei Ebenen tief philosophisch ist - beispielsweise bei (und hier versuche ich nicht zu viel vorweg zu nehmen) der Schuldfrage einer KI oder aber ihrer Eigenständigkeit. Unerwähnt darf auch Matrix nicht bleiben.

Vielen Dank für das spannende Gespräch!

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