Carolin Eichhorst ist Projektleiterin des Projekts "Opernfamilien", das die Junge Deutsche Oper Berlin ins Leben gerufen hat und von der Heinz und Heide Dürr Stiftung gefördert wurde. Dabei liegt der Arbeitsschwerpunkt auf frühkindliche musische Bildung und künstlerische Angebote für Kinder im KiTa- und Vorschulalter. Sie und ihre Familien sollen in die Deutsche Oper Berlin eingeladen werden und die Oper als einen Ort des gemeinsamen künstlerischen Erlebens wahrnehmen. Das stärkt Kinder in ihrer persönlichen Entwicklung und ihrer Selbstwirksamkeit. Welche Rolle Eltern dabei spielen, erklärt uns Carolin Eichhorst in ihren Antworten auf 3 Fragen...

 

1. Warum sind Projekte, wie Ihres so wichtig für Familien und insbesondere für Kinder?

Carolin Eichhorst: Die Begegnung mit Musik und Musiktheater bedeutet für die ganze Familie eine Erfahrung für Körper, Geist und Seele. Sie inspiriert, stärkt die kindliche Entwicklung im Selbstwirksamkeitserleben und eröffnet unendliche Phantasieräume. Diese Erfahrung ermöglicht es Familien und Kindern sich mit der Welt hör-, spür- und fühlbar auseinanderzusetzen und eine Vielfalt von Sichtweisen kennenzulernen. Die Kinder werden in Ihren Ausdrucksmöglichkeiten, ihrer Neugier, ihrem Mut und Ihrer Resilienz gestärkt. Dies wird zu einer besonders nachhaltigen Erfahrung, wenn die ganze Familie sie gemeinsam teilt und in der Familie implementieren kann. Umso früher Kinder (gemeinsam mit ihren Eltern) Musik und Theater als künstlerischen Ausdruck und grenzenlose Phantasiewelt kennenlernen, desto früher können sie diesen Raum für sich erobern und sich zu eigen machen. Gerade in Familien, die von sich aus wenig Kontakt zu künstlerischen Prozessen haben, kann diese Erfahrung eine große Ressource für die Kreativität, die Begegnung und das Miteinander darstellen. Dieses Erleben mindert gleichzeitig Hemmschwellen und senkt Berührungsängste mit größeren Kulturinstitutionen wie zum Beispiel der Deutschen Oper Berlin. So können Familien und Kinder diesen auch ohne falsche Scheu und mit Neugier begegnen.

 

2. Warum sollten Familien mit in die musische Bildung des Kindes miteinbezogen werden?

Carolin Eichhorst: Es braucht das „ganze Familiensystem“, um Musik nachhaltig in der Familie als Ressource zu etablieren. Die Familie ist entscheidend, um Musik (und Theater) als möglichen Kunstraum in den Familienalltag zu integrieren. Das gemeinsame Erleben verankert die musische Erfahrung und die Beschäftigung mit Musik innerhalb der Familie. Des weiteren sind die Eltern für eine entspannte und sichere Atmosphäre bei der Begegnung mit Musik und Theater für kleine Kinder von großer Bedeutung. Kleinkinder sind meist noch sehr eng an die Eltern gebunden und angewiesen auf die Impulse, die die Eltern mit einbringen. Die Eltern fungieren als Modell für ihr Lernen. Auch aus diesem Grund braucht es die ganze Familie, um künstlerischer Begegnung Raum einzuräumen und im Alltag zu ermöglichen. Wenn nun die ganze Familie, wie in unserem Projekt, die verschiedenen musischen Bildungsangebote wahrnimmt, kann Musik als neue Erlebniswelt in der Familie nachhaltig verankert werden.

 

3. Wie hat Musik Sie in der Kindheit geprägt?

Carolin Eichhorst: Musik hat in meiner Kindheit immer eine große Rolle gespielt, mein Opa war Komponist und Chorleiter in der DDR. Meine Mutter was als Sängerin und Musikwissenschaftlerin tätig. Wir haben immer viel gesungen, zusammen musiziert und Aufführungen zu Hause stattfinden lassen. Ich habe Musik früh als Möglichkeit, meinen Gefühlen (auch den unangenehmen) Raum zu geben, erlebt. Ebenso erging es mir in der Begegnung mit dem Theater, welches mich in der Freiheit des Denkens beflügelte und neue Ideenräume eröffnete. Gerade in der Zeit der Pubertät hätte ich ohne Musik und Theater nicht gewusst, wohin mit mir und all den schwer fassbaren Emotionen. Schubert und Schumann haben mich als Jugendliche getröstet. Bachs Goldberg-Variationen hörte ich hoch und runter. Als kleines Kind habe ich erst einmal zugehört und später begonnen, selbst zu musizieren und Theater zu spielen. Durch die frühe Begegnung verlor ich auch früh die Angst vor dem Selbermachen. Und das ist auch mein persönliches Ziel der frühkindlichen kulturellen Bildungsarbeit: Ängste abbauen und durch Kunst als großen Freiheitsraum sich selbst entdecken und Kinder in Ihrer Entwicklung stärken-langfristig und nachhaltig.

 

Vielen Dank für das spannende Gespräch!

 

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