Man könnte fast sagen, dass Anke Dietrich mit zum Stiftungsteam der Heinz und Heide Dürr Stiftung gehört. Aber eben nur fast - denn die studierte Pädagogin ist im Netzwerk Frükindliche Kulturelle Bildung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) tätig, um bundesweit die frühe und kulturelle Bildung konsequent miteinander zu verbinden. Mit dem Early Excellence-Ansatz im Gepäck arbeitete sie u.a. in dem von der Heinz und Heide Dürr Stiftung unterstützten Kita/Familienzentrum der Südlichen Friedrichstadt und im ANOHA, der Kinderwelt des Jüdischen Museums Berlin. 

1. Wieso finden Sie, gehören Kultur und frühkindliche Bildung zusammen?

Anke Dietrich: "Im Netzwerk Frühkindliche Kulturelle Bildung sind wir einem breiten Kulturbegriff verpflichtet, der den kulturellen Ausdrucks- und Wahrnehmungsweisen und dem Kulturverständnis von Kindern im frühen Kindesalter entspricht. Neben einer produktiv-reflexiven Auseinandersetzung mit künstlerischen Praktiken, ihren Orten und Institutionen bezieht sie auch das weite Feld der Alltagskultur ein.

Junge Kinder lernen mit all ihren Sinnen und genau hier liegt die Verbindung, da über kulturell-ästhetische Erfahrungen Kindern vielfältige Perspektiven eröffnet werden und in besonderer Weise dazu beitragen, dass sie ihr Wissen, ihre Kompetenzen und ihre Persönlichkeit entwickeln."

2. Was war Ihre konkrete Aufgabe bei der Konzeption des ANOHA, der Kinderwelt des Jüdischen Museums Berlin?

Anke Dietrich: "Als pädagogische Mitarbeiterin habe ich ein Team ergänzt, das mit dem Aufbau der Kinderwelt betraut war. Ich brachte vor allem „frühkindlichen Blick“ mit, richtet sich ANOHA bereits an die ganz jungen Kinder, ab drei Jahren – für viele Institutionen ein Neuland. Und natürlich hatte ich auch hier den Early Excellence-Ansatz mit im Gepäck, was ein Teil meines konkreten Tätigkeitsbereichs ausmachte: die Verankerung des Early Excellence Konzeptes in der Vermittlungsarbeit des Kindermuseums – zu einer Zeit, als wir Covid19 noch nicht kannten. In meinen Tätigkeitsbereich fiel u.a. auch die inklusive Angebotsentwicklung vor allem für die allerjüngsten und ihre begleitenden Erwachsenen, der Aufbau von Kooperationen mit Kitas und ein Kinderschutzkonzept, das ich initiierte und bereichsübergreifend für ANOHA erarbeitete.

Ich bin ein großer Fan von ANOHA, u.a. weil es ein Ort ist, der in vielerlei besonderer Weise Brücken schlägt. So sind die Tiere in ANOHA sehr geeignet dafür, die Disziplinen Kunst/Kultur und frühe Bildung zu verbinden: Von Künstler*innen erdacht und aus Alltagsgegenständen, Fundstücken erbaut, geben die Tiere viele Anlässe des Staunens, der Entdeckung, sie bieten zahlreiche Gesprächsanlässe, schenken Anregungen und thematisieren ausgehend von der Arche Noah Geschichte vielerlei Themen wie Vielfalt, Nachhaltigkeit und Demokratie." 

3. Wenn es ein „Brückentier“ zwischen den beiden Disziplinen Kultur und frühkindliche Bildung gäbe, wie sähe es aus?

Anke Dietrich: "Das Zebra zum Beispiel, ein Bewohner des ANOHA: Der Körper besteht aus Eimern und Stühlen, der Kopf aus Büchern, die Augen sind Kompasse und die Ohren Saunaschlappen. Alles in schwarz-weiß, also „typisch Zebra“. Wir haben gelernt, ein Zebra zu erkennen, aber sehen wir alle das Gleiche? Welche Farbe sehen wir im Zebra und was entdecken wir sonst noch? Im Zebra des ANOHA erhält das Alltägliche intensive Aufmerksamkeit und schenkt uns besondere Erfahrungen und Erkenntnisbildung, da unsere Wahrnehmung sich aus vielen einzelnen Teilen zusammensetzt und häufig beeinflusst ist von dem was wir „wissen“: was sehe ich eigentlich an meinem Gegenüber? Was nehme ich zuerst wahr und was gar nicht? Und was nehme ich von mir selbst wahr und was bleibt unsichtbar? Da haben wir dann auch gleich mit Kindern zentrale Fragen der Welt bedacht wie zum Beispiel Vielfalt, Vorurteile und das Konzept des lebenslangen Lernens."

Vielen Dank für das spannende und offene Gespräch!

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