Seit 2021/22 leitet Anja Fürstenberg das Management des Opernkinderorchesters. Die gelernte Musikpädagogin schätzt ihre Aufgabe, verschiedene Akteur*innen zusammenzubringen und die angehenden Profi-Musiker*innen zu betreuen. Wie sie die Entwicklung des Opernkinderorchesters miterlebt, verrät sie im Impuls-Gespräch.

1.Welche Entwicklung können Sie bei Kindern im Opernkinderorchester und insgesamt im Projekt feststellen?

Anja Fürstenberg: "Ich durfte ein sehr gut strukturiertes und mittlerweile fest zusammengewachsenes Projekt übernehmen. „Projekt“ ist dabei eigentlich gar nicht mehr der richtige Begriff, inzwischen ist das Opernkinderorchester zu einem festen Ensemble gewachsen und gehört in jeder Saison selbstverständlich zum Spielplan der Staatsoper. Die Musikschulleitungen schätzen und unterstützen das Projekt als wertvolle Ergänzung ihrer Arbeit und in jeder Saison proben zwischen September und April ca. 90 Kinder an jedem zweiten Samstag in den Räumlichkeiten der Staatsoper.

Um ein Orchester dieser Größe in einem Haus mit einem so dichten Spielbetrieb wie der Staatsoper ermöglichen zu können, braucht es ein sehr engagiertes und motiviertes Team, das flexibel auf die räumlichen und zeitlichen Gegebenheiten reagiert. Jede Stimmgruppe wird von einem Tandem aus Musikschulpädagog:in und Musiker:in aus der Staatskapelle betreut. Die 18 Mentor:innen bilden den Kern des Projektes, die meisten sind von Anfang dabei und profitieren von der inzwischen mehrjährigen Erfahrung und Zusammenarbeit mit den Kindern. Sie teilen sich die Probenarbeit untereinander auf und ergänzen sich mit ihrer jeweiligen Expertise. Giuseppe Mentuccia führt die Arbeit aus den Stimmgruppenproben dann im engen Austausch mit den Mentor:innen in den Tuttiproben zusammen. Im Team hat sich in den letzten Jahren sehr viel Routine und Klarheit entwickelt, eine sehr motivierte, wertschätzende und engagierte Ruhe, welche die Unsicherheit und Aufregung der ersten Jahre abgelöst hat.

Auch bei den Kindern ist diese Routine in der Probenarbeit zu spüren. Die meisten Kinder sind zwischen 8 und 10 Jahre alt, wenn sie in das Orchester einsteigen und können für drei bis vier Jahre dabeibleiben. Diese Kinder übertragen die bereits gemachten Erfahrungen der Proben und Aufführungen an die ca. 20-30 neuen Orchestermitglieder, die in jedem Jahr neu hinzukommen. Sie übernehmen Verantwortung innerhalb ihrer Stimmgruppe und tragen wesentlich dazu bei, dass das Orchester sich in jedem Jahr musikalisch weiterentwickelt und immer wieder neu zusammenwächst."   

2. Was macht Ihnen in Ihrer Arbeit mit den Opernkinderorchester am meisten Spaß?

Anja Fürstenberg: "Mit meiner Arbeit im Opernkinderorchester bin ich die Schnittstelle der Zusammenarbeit eines Teams aus 18 Mentor:innen, 7 bis 9 Kinderbetreuer:innen, dem Dirigenten und verschiedenen Mitarbeiter:innen aus fast allen Abteilungen des Opernhauses, die das Projekt umsetzen. Außerdem bin ich hauptverantwortliche Ansprechpartnerin für derzeit 88 Kinder und ihre Eltern. Das sind sehr viele Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Meinungen, Wünschen und Ansprüchen – die Herausforderung diese zusammenzubringen und dabei den Überblick zu behalten ist manchmal sehr fordernd, aber vor allem bereichernd und motivierend. 

Als Musiktheaterpädagogin fehlt mir im Management dieses Projektes manchmal die direkte eigenständige kreative und künstlerisch-pädagogische Arbeit mit den Kindern, wegen der ich mich ursprünglich für diesen Beruf entschieden habe. Doch mit dem Opernkinderorchesterteam habe ich gelernt, dass es großen Spaß machen kann, ein so großes Team aus fantastischen Pädagog:innen und Künstler:innen zusammenzubringen. Ich kann Impulse geben und Entscheidungen treffen, der Großteil meiner Arbeit besteht jedoch aus zuhören, vermitteln, koordinieren und planen, manchmal auch aus schlichten und motivieren, sowohl bei den Kindern als auch im Team. Wenn dann beim Schlussapplaus des Konzertes die Kinder und das Team stolz und zufrieden auf der Bühne stehen, ist das es schönes ein Gefühl ­­zu wissen, dass meine Arbeit all diese Menschen zusammenbringt und dazu beiträgt, dass bereits so junge Kinder in ihrer musikalischen Begabung gefördert werden, mit Gleichaltrigen ihre Begeisterung teilen können und dabei mit vier Konzerten ein ganz selbstverständlicher Teil des Spielplans eines so renommierten Opernhauses wie der Staatsoper sind."  

3. Spielen Sie ein Instrument und welches Instrument würden Sie gern noch lernen bzw. fasziniert Sie, seit Sie das Opernkinderorchester kennen?

Anja Fürstenberg: "Ich habe Akkordeon spielen gelernt, sehr viel im Chor gesungen und den Großteil meiner Kindheit und Jugend in Ensemble-, Chor- und Akkordeonorchesterproben verbracht. Daher weiß ich aus eigener Erfahrung wie wichtig die gemeinsamen Proben, Fahrten und Konzerte sind - auch über die musikalische Entwicklung hinaus.

Ich mag das Akkordeon und seine vielfältigen Möglichkeiten sehr gerne, doch wenn ich heute noch einmal wählen könnte, würde ich mich für ein Instrument entscheiden, das Teil eines klassischen Sinfonieorchesters sein kann. Das ist eine ganz andere Erfahrung, Teil eines so gewaltigen Klangkörpers sein zu können. Welches Instrument das wäre, kann ich nicht genau sagen, das ändert sich je nach Stück, das mich gerade begeistert. Die warmen und dunkleren Klänge mag ich sehr gerne, das Cello oder auch das Fagott."

Vielen Dank für das spannende Gespräch!

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