Als eine Early Excellence-Frau der ersten Stunde – zumindest im Süden dieser Republik – und am Ende ihrer beruflichen Karriere als Leiterin von zwei großen und bekannten Early Excellence-Häusern, dem Kinder- und Familienzentrum St. Stefan und dem Kinder- und Familienzentrum Francesca der St. Josef gGmbH, haben wir Anita Wallner-Dieterich, Pädagogin aus Stuttgart, 3 Fragen zu Early Excellence und ihrem damit verbundenen Lebenswerk gestellt...

"Vorne weg: Ich habe den Ansatz in zwei Kinder- und Familienzentren erfolgreich implementiert. Beide Male bestand die Herausforderung darin, Eltern und Mitarbeiter*innen von der Offenen Arbeit zu überzeugen. Im Kinderfamilienzentrum Francesca entschied ich, offen über drei Stockwerke mit 95 Kindern zu arbeiten. Das Wagnis hat sich gelohnt, die Kinder bewegen sich frei und selbstverständlich durch ihr Haus.

Die Pandemie hat uns in „überschaubare“ Einheiten zurück gezwungen. Kinder und Pädagog*innen vermissen ihre Freiheiten sehr, so dass ich zuversichtlich bin, dass das Kinderfamilienzentrum Francesca sobald als möglich, wieder in die Öffnung geht. Das ist mir ein großer Herzenswunsch, da für mich Early Excellence ohne Offene Arbeit nicht denkbar ist."



1. Was hat Sie an Early Excellence so fasziniert, dass Sie sich eben für diesen Ansatz für die Einrichtungen für die Sie als Leitung verantwortlich waren entschieden haben?

Anita Wallner-Dieterich: "Als ich zum ersten Mal mit dem Early Excellence-Konzept in Berührung kam, faszinierte mich der konsequent angewandte Positive Blick auf Kinder und ihre Familien und, dass Eltern als Experten ihrer Kinder gesehen werden. Dies erschien mir ein Paradigmenwechsel in unserer Arbeit und eine große Herausforderung für Pädagog*innen. Die Pädagogischen Strategien und der Ethische Code unterstützen diese, ihre Arbeit zu reflektieren und ihre Haltung im Sinne des Konzeptes zu verändern.

Für mich ist es sehr wichtig, dass wir die gesellschaftliche Verantwortung in unserer Arbeit annehmen und durch unser Handeln zum Ausdruck bringen. Im Early Excellence-Ansatz wird dies durch die Verankerung des Empowerment-Ansatzes gewährleistet."

 

2. Welche Voraussetzungen braucht es in Ihren Augen, um diesen komplexen Ansatz erfolgreich umzusetzen?

Anita Wallner-Dieterich: "Eine wichtige Voraussetzung für mich ist es, gute, qualifizierte Pädagog*innen zu gewinnen und langfristig an das Kinderfamilienzentrum zu binden, da die Implementierung von komplexen Konzepten Zeit und Kontinuität benötigt.

Das Menschenbild und die Wertevorstellung, die dem Konzept zu Grunde liegen, stimmen mit meinen weitestgehend überein, und ich bin in der Lage, diese an dritte zu vermitteln.

Auf dieser Basis ergibt sich für mich eine klare Zielformulierung, und ich entwickle mit dem Team eine Vision, wie unser gemeinsamer Weg dorthin aussehen kann.

Eine weitere Voraussetzung ist die kontinuierliche Reflektion unserer Arbeit durch mich und das Team. Die Offenheit und Flexibilität zur Korrektur und Veränderung gewährleisten die Weiterentwicklung des Konzeptes und eröffnen uns die Möglichkeit, schnell und adäquat auf veränderte Situationen einzugehen."

 

3. Gibt es Elemente, Ideen, Einstellungen aus dem Early Excellence-Ansatz, die Sie für Ihren nächsten neuen Lebensabschnitt mitnehmen werden?

Anita Wallner-Dieterich: "Den positiven, ressourcenorientierten Blick werde ich nun auf mich richten und schauen, welche Talente sich jenseits der beruflichen Seite in mir verbergen und wie ich sie zur Gestaltung meines Rentnerinnendaseins nutzen kann.

Empowerment erinnert mich daran, genau zu überlegen, was kann ich „alleine“ und wo brauche ich Unterstützung und dies auch deutlich nach außen zu kommunizieren.

Und dann noch den von Jesper Juul geprägten Begriff der Gleichwürdigkeit. Er bildet den roten Faden durch mein bisheriges und zukünftiges Leben."

 

Vielen Dank für das spannende und offene Gespräch!

 

> Video-Interview mit Anita Wallner-Dieterich (mp4)
> Blog "Early Excellence!
> mehr Interviews ...