17. September 2025 Bildung

Walk & Talk 2025, Saarbrücken

Autorin: Beate Lutze

Darauf hatte ich lange gewartet und fuhr daher am 14. September 2025 voller Neugier nach Saarbrücken zum 15. Walk & Talk.

Es ist 25 Jahre her, dass in der Kita Schillerstraße des Pestalozzi-Fröbel-Hauses (PFH) in Berlin eine Modellkita mit dem Early Excellence-Ansatz an den Start ging. Ich war damals Erzieherin in einer anderen Kita des PFH. Bei den Fortbildungstagen stand dieses Konzept und die Erfahrungen unserer Kolleg*innen in der Schillerstraße im Mittelpunkt. Ich selbst fühlte mich damals überrollt und unsere Arbeit in „meiner“ Einrichtung infrage gestellt – machten wir alles falsch? Warum sollten wir jetzt anders beobachten und mit den Familien reden? Es brauchte Zeit und den Positiven Blick unserer Fachberater*innen, um uns zu ermutigen, zuzuhören, hinzugucken und auszuprobieren.

2014 war ich dann als Leiterin einer Ganztagsbetreuung einer Grundschule überzeugte Teilnehmerin der Weiterbildung zur Beraterin für Early Excellence-Zentren. Das PFH hatte Early Excellence als Trägerkonzept und durch die Förderung und Kooperation mit der Heinz und Heide Dürr Stiftung gab es inzwischen viele Orte, Einrichtungen und Träger, die nach Early Excellence arbeiteten und ihre Fachkräfte fortbildeten.

Mit Freude nahm ich zur Kenntnis, dass in unserer Runde Kolleg*innen aus Hannover, Dresden, Frankfurt, Böblingen, Nürnberg, Dortmund, natürlich Berlin und eben auch aus Saarbrücken dabei waren. Annette, Anna und Natalie waren von der evangelischen Kita Melanchthon entsandt worden und wurden von der Hager-Stiftung unterstützt. In unseren Diskussions- und Arbeitsgruppen während der Fortbildungstage hatten wir öfter miteinander zu tun. Ich erinnere mich bis heute an ihre Ratlosigkeit an einem Morgen, nachdem sie am Tag davor durch Sabine Hebenstreit die klare Aussage gehört hatten: Für Early Excellence braucht es Offene Arbeit.

Und jetzt, elf Jahre später, fuhr ich voller Vorfreude auf das Wiedersehen nach Saarbrücken. Ich war neugierig, wie es gelungen war, ein Team in Veränderungsprozesse Offener Arbeit zu gewinnen und für Early Excellence zu begeistern. Ich war zutiefst beeindruckt, wie hier Early Excellence gelebt wird.

In dieser Folge des ImpulsCast werfen Barbara Kühnel und Isa Baumgarten gemeinsam einen Blick auf die Entwicklung von Early Excellence in Deutschland.

Ich traf auf eine Einrichtung mit Offener Arbeit, aber vor allem auf ein Team, das mit großer Überzeugung und Zufriedenheit einen großen Teil seines Alltags in der Kita auf dem Wackenberg vorstellte. Dieses Team begegnet vielen Herausforderungen im Sozialraum und in der Lebenssituation der einzelnen Kinder und ihrer Familien. Mich begeisterten die Elternwand und die Leseangebote, der präventive Kinderschutz und die Werk- und Forscher*innenecken. Vor allem begeisterte mich, wie die Räume (auch der Garten) so viele Bildungs- und Entdeckungsmöglichkeiten für Kinder boten und wie wertschätzend die Pädagog*innen aus dem Team dies vermittelten. Nachhaltig berührt hat mich die Netzwerkkarte der Kita im und um den Sozialraum.

Am Nachmittag lernten wir das Pädsak näher kennen, das Gemeinwesenzentrum ein paar Ecken weiter. Dort finden Schulkinder, Jugendliche, junge Familien und Senior*innen Anlaufstellen für Fragen und Probleme und können ihre Freizeit verbringen. Es gibt eine Fahrradwerkstatt, ein Seniorencafé, die Möglichkeit, Mittagessen zu bekommen, ein Spendenkaufhaus, eine Babygruppe, Familienfreizeiten, einen Jugendclub und vieles mehr.

Der Spaziergang durch den Sozialraum Wackenberg zeigte eindrücklich, wie verankert die Kolleg*innen der Kita und des Gemeinwesenzentrums hier sind und warum die Öffnung in den Sozialraum als dritte Säule von Early Excellence so bedeutsam ist und was sie bewirken kann – für die Familien, die Kinder und Jugendlichen, aber auch für die Pädagog*innen.

Am zweiten Tag waren der Besuch auf dem Stadtbauernhof, der von Betty begleitete Walk & Talk zum Deutsch-Französischen Garten mit tollem Picknick (Meet & Eat) am See sowie die Stadtführung in Mundart beeindruckende und nachhaltige Erlebnisse. Einen spannenden und runden Abschluss bildeten die Werksbesichtigung bei der Hager Group und der Einblick in die Arbeit der Hager-Stiftung.

Wenn der Walk & Talk auch scherzhaft als Klassentreffen bezeichnet wurde, so habe ich zwar viele Bekannte wiedergetroffen, aber auch neue Berater*innen kennengelernt und viele neue Eindrücke und Anregungen aus Saarbrücken mitgenommen. In den 25 Jahren Early Excellence in Deutschland ist ein pädagogisches Konzept entstanden, das stetig weiterentwickelt wird und das ich als Lehrkraft in der Erzieher*innenausbildung gerne weitertrage.

Voller toller Eindrücke fuhr ich zurück nach Berlin. Ich finde, 11 Jahre für solch gewaltige Veränderungsprozesse sind eigentlich eine kurze Zeit. Mir wurde wieder bewusst, wie wichtig es ist, Visionen zu haben, Schritte zu planen und kleine Erfolge zu feiern, um einen solchen großen Erfolg feiern zu können – für und mit den Kindern und ihren Familien sowie für mehr Bildungsgerechtigkeit. Denn jedes Kind ist exzellent.

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