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Walk & Talk aus der Ich-Perspektive, Berlin 2024 

Der „Walk & Talk“ ist ein jährliches Treffen, das vor 16 Jahren von Isa Baumgarten (Vorstandsvorsitzende der Heinz und Heide Dürr Stiftung) ins Leben gerufen wurde, um eine Standortvernetzung innerhalb der Early Excellence-Community in den pädagogischen Ausbildungsalltag zu installieren. Anders als bei Fachtagen stehen beim Walk & Talk der jährliche Rhythmus ebenso im Vordergrund wie die Tatsache, dass sich durch wechselnde Standort-Gastgeber*innen neue Perspektiven auf die eigene Arbeit direkt vor Ort eröffnen lassen. Nach 2011, 2019 hat der 16. Walk & Talk in 2024 wieder in Berlin stattgefunden.

In diesem Jahr berichtet die Kitaleitung der EE-Einrichtung „Wortschmiede“, Jennifer Osei-Bonsu (Bild: vorne), als Gastautorin von ihrem ersten Walk & Talk:


Es geht los…

Meine erste Teilnahme am Walk & Talk in Berlin begann in Schöneberg. Das Ankommen vor dem Pestalozzi-Fröbel-Haus (PFH) – zu sehen, wie die Schüler*innen alles wunderbar vorbereitet hatten – stimmte mich direkt fröhlich auf den Tag mit den Kolleg*innen ein. Es war schön zu beobachten, dass alle wussten, worum es ging und was zu tun war. Nach dem Check-in, bei dem alle Teilnehmenden eine mit Aufmerksamkeiten gefüllte Goodie-Bag erhielten, führten uns die Schüler*innen zu den einladend gedeckten Tischen auf dem Hof des PFH-Geländes. Die Sonne schien, das Buffet war sehr schön angerichtet und bis auf die Tomaten-Mozzarella-Spieße war alles vegan, d.h. jeder konnte alles essen.

Der Walk & Talk hat sich in den letzten 16 Jahren zu einer Vernetzungsgelegenheit von anfangs 20 Berater*innen auf mittlerweile 500 Einrichtungen in Deutschland etabliert.

Isa Baumgarten, Vorstandsvorsitzende der Heinz und Heide Dürr Stiftung

Nach der Begrüßung durch Prof. Ludger Pesch, Direktor des PFH, das in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen feiert, und Schulleiter Jochen Knopp (begleitet von den EE-Ausbilder*innen und Organisator*innen Beate Basson und Beate Lutze), führte Isa Baumgarten in einer kurzen Zeitreise durch die Geschichte des Walk & Talks, die in einer persönlichen Begrüßung der einzelnen Standortvertreter*innen mündete. So wussten alle Gäst*innen direkt, welche Bundesländer vor Ort waren und wir kamen im Laufe der Veranstaltung umso leichter miteinander ins Gespräch.


Die Pilotklasse stellt sich vor

Nach der Eröffnung des Walk & Talks stellten die Schüler*innen der Pilotklasse „Sozialpädagogische Assistenz“ ihre zweijährige Ausbildung an verschiedenen Stationen im PFH vor und präsentierten den Teilnehmenden, was sie vom EE-Ansatz „mitgenommen“ haben. Auch eine virtuelle Reise durch selbst zusammengstellte Räume in einer virtuellen EE-Welt wurde vorbereitet, die durch den Einsatz dieser neuen interaktiven und digitalen Ausprägung sehr spannend war und die unterschiedlichen Akteur*innen auf neue Weise miteinander ins Gespräch brachte. Bei der Vorstellung der Ergebnisse aus den Pilotklassen kamen die Schüler*innen, die gerade dabei sind, den EE-Ansatz in die Praxis umzusetzen, mit EE-Expert*innen aus ganz Deutschland zusammen und konnten so im gemeinsamen Gespräch noch tiefer in die Thematik eintauchen und die ein oder andere Frage stellen.

Der Pilot „Sozialpädagogische Assistenz“ geht im Sommer 2024 mit einem zweiten Durchgang in die nächste Runde.

Jochen Knopp, Leiter der beruflichen Schule am PFH

Die Gespräche mit den Schüler*innen waren sehr interessant. Diese haben nämlich durch die Ausbildung und insbesondere durch unterschiedliche Praxiselemente viele Möglichkeiten erhalten, die Arbeit in einer Kita kennenzulernen und aktiv mitzugestalten. Allerdings gab es für manche von ihnen auch einige Herausforderungen, da nicht alle Einrichtungen wussten, worauf sie sich einlassen, wenn sie eine Praktikantin oder einen Praktikanten mit dem neuen Profil des PFH aufnehmen. Die Beobachtung der Kinder (ein Kernelement des EE-Ansatzes) war noch nicht allen Einrichtungen vertraut, so dass die Schüler*innen unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben (Kita mit und ohne EE-Bezug), die in der Klassen miteinander besprochen und diskutiert werden konnten.

Eindrücke aus dem Sozialraum 

Der Walk & Talk durch den Sozialraum war sehr vielseitig. Die Hefte mit Informationen zu den verschiedenen Einrichtungen, die wir während des Rundgangs kennenlernen durften, boten erste Eindrücke, die wir dann direkt vor Ort vertiefen konnten.

Wir haben besucht:

Neben den Besuchen haben mich die Gespräche mit den Teilnehmenden des Walk & Talks sehr angeregt. Sie alle tragen den Early Excellence-Ansatz in möglichst viele Regionen Deutschlands hinein. Sie tun dies in der Überzeugung, dass dieser positive und inklusive Blick aufs Kind und seine Eltern die Gesellschaft, in der wir leben, fördert. Sie setzen sich dafür ein, dass Menschen lernen, mehr auf ihre Stärken zu hören bzw. diese zu entdecken und weiterzuentwickeln. 


Der Abschluss des Abends bei „Väter im Zentrum“ im Nachbarschafts- und Familienzentrum Steinmetzstraße bestätigte meinen Eindruck nochmal mehr. Hamad Nasser (Bild: Mitte) erzählte von seiner Arbeit, als sei es seine Berufung. Er lebt und liebt das, was er tut. Ich konnte ihm mit Begeisterung folgen und wünschte mir gleichzeitig mehr solcher Menschen, die für den ganzheitlichen Ansatz leben. Was er auf die Beine gestellt hat, wie er es gemacht hat, wie offen er mit den Menschen umgeht – ich hätte ihm noch lange zuhören können. Wie schön, dass der Bezirk nach 20 Jahren endlich eine Stelle finanziert. Ich wünsche weiterhin viel Erfolg bei der Arbeit mit den Vätern und Familien im Kiez!

Am Freitag ging es entweder ins ANOHA oder ins Jüdische Museum. Erst vor Ort wurde mir bewusst, dass die Heinz und Heide Dürr Stiftung am Konzept des ANOHA beteiligt war. Die einstündige Führung zum Thema Erinnerung war gut durchdacht und strukturiert. Sie spannte den Bogen von der Vergangenheit bis zum heutigen Leben der Juden in Deutschland.

(Bild: Felix M. Mayer, Koordination & Fachberatung für Hessen & Saarland)


Der krönende Abschluss war die Präsentation von Joanna Kalkowski über ihre Arbeit im Familienzentrum (ein Raum in der Otto-Wels-Grundschule). Sie sprach frei aus dem Bauch heraus genau die Themen an, die uns auf der Zunge lagen. Sie gestaltet ihre Angebote so, dass vor allem Eltern etwas davon haben. Sie verkauft zum Beispiel den Ferienpass, um auch Familien in ihr Familienzentrum einzuladen, die keine Hilfe in Erziehungs- oder Beziehungsfragen haben. Das verbindet! So kann sie niedrigschwellig und bedarfsorientiert auf Familien zugehen. Eltern können so ihre Anliegen vorbringen, ohne einen ernsthaften Termin vereinbaren zu müssen. Genau aus diesem Grund nutzt sie Social Media, um auf ihre Angebote aufmerksam zu machen. Eltern finden so eine weitere Brücke, um auch heiklere Themen auf den Tisch zu bringen.  

Mein Fazit

Abschließend möchte ich sagen, dass mir der Walk & Talk ein großes Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Wunderbare Gespräche und Begegnungen haben mich persönlich ermutigt, den Weg als Referentin weiter zu gehen und den Early Excellence-Ansatz weiter in die Welt zu tragen. Ganz besonders möchte ich mich bei den Organisatorinnen Beate Basson und Beate Lutze bedanken, die alles so detailreich vorbereitet und organisiert haben. Die Begeisterung war den Gesichtern der Organisator*innen anzusehen und für die Teilnehmenden sicht- und spürbar. Danke, dass ich dabei sein durfte.

Jennifer Osei-Bonsu