Sasha Katja Saumweber ist Mitarbeiter:in der Heinz und Heide Dürr Stiftung und Koordinator:in und Fachberater:in für Early Excellence in der Region Südwest. Man kann guten Gewissens sagen, dass Sasha den Early Excellence-Ansatz nicht nur in Fort- und Weiterbildungen schult, sondern diesen auch durch die herausfordenden Zeiten der Corona-Pandemie digital weiterentwickelt und damit zugänglich macht. Neben dieser Profession zeichnet Sasha Katja Saumweber ihre ganz besondere Liebe zu diesem Ansatz der frühkindlichen Bildung aus, wie sich unschwer in ihren Antworten erkennen lässt...

1. Was brauchen Kinder aus deiner Sicht am dringendsten in der Begleitung in der Kita? Was dürfte auf einer einsamen Insel, wo du mit Kindern gestrandet wärest und eine Kita aufbauen müsstest, nicht fehlen?

Sasha Katja Saumweber: "Einen liebevollen, feinfühligen und achtsamen Umgang von Erwachsenen, die sich reflektiert der Gefahr von Adultismus (Machtausübung von Erwachsenen gegenüber Kindern) bewusst sind und sich stetig im Positiven Blick üben. Der wiederum heißt nicht Anarchie, sondern - ganz im Gegenteil - ein ehrliches Hinschauen, Wahrnehmen was beim Kind los ist, den Spielideen und Impulsen des Kindes folgen und dabei immer wieder neugierig und begeistert zu sein von den ganz individuellen Weltaneignungswegen jedes einzelnen Kindes. Kinder brauchen keine Klugscheißer, keine Besserwisser, die ihnen ständig die Welt erklären. Sie wollen auch nicht andauernd wie bei einem Verhör mit Fragen durchlöchert werden. Sie wollen aber, in dem was sie umtreibt und begeistert, ehrlich interessiert gesehen werden. Und sie brauchen neben Anregungen zum Weltentdecken natürlich stabile, sichere, gut gelaunte Erwachsene, die ihnen im Notfall zur emotionalen Regulation jederzeit zur Seite stehen, die also ein wirklich sicherer Hafen sind, in den einzukehren ohne jede Gefahr der Beschämung, Demütigung oder Ablehnung jederzeit möglich ist. Das ist eine Mammutaufgabe – und in diesen Zeiten natürlich ganz besonders, weil die eigene Stimmung und Laune im Zuge der Pandemie vielleicht auch nicht immer die beste ist. Aber Kinder brauchen als allererstes eben unsere GUTEN GESICHTER wie es Maria Aarts von Marte Meo so schön formuliert. Und das ist es dann auch, was ich mit auf die einsame Insel nehmen würde: mein „Gutes Gesicht“ was mir angesichts der Tatsache auf einer Insel zu landen, also von Meer umgeben zu sein, auch überhaupt  nicht schwer fallen sollte. Ich würde also meine unbändige fast kindliche Freude an der Natur, insbesondere dem Meer, und meine große Liebe zu den Menschen – und natürlich ausreichend gutes Essen und zu trinken mitnehmen."

2. Wusstest du immer schon, dass du mal was mit und für Kinder machen würdest oder wie kam es dazu?

Sasha Katja Saumweber: "Tatsächlich wusste ich das schon immer – so voll Klischee, aber so war es. Zumindest, dass es eben etwas für und mit Menschen sein würde. Ich war immer schon am allerliebsten mit anderen in Interaktion und vor allen Dingen schlug mein Herz immer schon für die, die nicht auf Anhieb dazugehörten, so z.B. Ronny, den alle immer Ronny Rotzbollen nannten, weil er mit Vorliebe seine eigenen Rotzbollen aß – nicht sehr appetitlich, ich weiß, und das war wohl damals im Kindergarten auch der Grund, warum ihn die meisten ekelig und abstoßend fanden. Dass er aus dem Kinderheim kam, wussten wir natürlich auch alle. Aber Ronny war mein Freund, und so geriet ich durchaus immer mal wieder in kleine Raufereien, weil ich ihn verteidigen musste … ach ja, lange her und doch hat sich meine Berufung irgendwie tatsächlich damals schon gezeigt … und manchmal geht sogar auch heute dieses tiefe Gerechtigkeitsempfinden etwas mit mir durch, und ich kann dann schon mal etwas energischer werden, versuche aber, nicht mehr in Raufereien zu geraten."

3. Wenn Early Excellence eine Kinderbuchfigur wäre, welche wäre sie?

Sasha Katja Saumweber: "Mmmmmmmh, das ist keine leichte Frage, es gibt so viele tolle Kinderbuchfiguren und deshalb folge ich zu dieser Frage jetzt einfach mal einer meiner ersten Assoziationen:
Early Excellence als Konzept für das Arbeiten in einer KiTa könnte man vielleicht mit Fuchur, dem Glücksdrachen aus der Unendlichen Geschichte vergleichen. Zum einen, weil er durch und durch vom Guten, vom Glück überzeugt ist, zum anderen trägt er Atreju durch die Lüfte, begleitet ihn auf dessen Abenteuern, steht ihm als beruhigender Fels in allen Brandungen zuverlässig bei und glaubt dabei unbeirrt an ein gutes Ende!"

Vielen Dank für das spannende und offene Gespräch!

> 20 Jahre Heinz und Heide Dürr Stiftung
> mehr Interviews ...