Am 20. Januar 2012 jährte sich der Tag der Berliner Wannsee-Konferenz zum 70.-mal. Anhand des Protokolls haben sich Historiker wissenschaftlich mit den Biografien der Teilnehmer und deren Aussagen beschäftigt, die den Tod von elf Millionen Juden besiegelten. Daraus entstand ein Dokumentar-Theater-Projekt, das in der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz uraufgeführt wurde. Es war Ausgangspunkt für eine Trilogie „Die Erfindung und Vernichtung des Untermenschen“. Mittlerweile wurde im Mai 2014 die Hungerplan Konferenz und im Januar 2015 die Aufarbeitung der Endlösung der Zigeunerfrage uraufgeführt.

"Der nützliche Mensch" ist in 2017 das nunmehr vierte Dokumentartheater des Labors. Es wurde in Kooperation mit dem Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin an der Charité Berlin erarbeitet. Es thematisiert den Wert des menschlichen Lebens in der Zeit der NS-Diktatur, als die Einhaltung ethisch-medizinischer Normen im Umgang mit den Patienten von ihrer "rassischen" Kategorisierung und Bewertung sowie der „Nützlichkeit“ des Menschen abhing. Das Historikerlabor hat im November 2017 im historischen Hörsaal der Psychiatrischen und Nervenklinik der Charité das Dokumentar Theater „Medizin ohne Menschlichkeit – eine Arbeitstagung der „Beratenden Ärzte“, Berlin 1943“ uraufgeführt.

Die Arbeit der Historiker bestimmt der Gleichklang von Kunst und Wissenschaft. Die biografische Forschung ist Ausgangspunkt der Beschäftigung mit den Themen. Logisch daran anknüpfend ist der Aufbau der Theaterstücke: an den Konferenztischen sitzen Menschen – in ihrer Funktion als Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt oder als Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD. Zunächst forscht je ein Historiker über eine historische Figur. In einer mehrwöchigen Arbeits- und Probephase wird dann eine gemeinsame, multiperspektivische Textfassung entwickelt. Die Historiker schlüpfen selbst in die Rollen der von ihnen beforschten historischen Figuren. So hat das Historikerlabor eine innovative Form geschaffen, sich Vergangenheit zu vergegenwärtigen. Die Erinnerungskultur wird somit zu einer lebendigen Auseinandersetzung mit der Geschichte, vor den Augen eines Publikums.

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